Kartenlegen und Traumdeutung
  montags      10.00-16.00 Uhr
mittwochs    10.00-24.00 Uhr
donnerstags 10.00-16.00 Uhr
freitags       10.00-18.00 Uhr
0900-51.02.55.04
1,09 Euro / Min aus dem deutschen Festnetz
aus dem Funknetz (Handy) kostet der Anruf mindestens 1,48 Euro pro Minute - bitte fragen Sie dazu Ihren Betreiber

Samstag, 21. April 2007

Den inneren Zoo auffüllen

Inneres Team
Ob man nun vom Inneren Team oder von Seelenanteilen spricht: jede Person, jede Atmosphäre, die wir intensiv durchlebt haben, hinterlässt einen Seelenanteil. Im Laufe unseres Lebens sammeln wir so eine ganze Menge Seelenanteile zusammen. In der Psychologie spricht man eher vom Inneren Team, so zum Beispiel Schulz von Thun in seinem Buch "Miteinander reden III – Das »Innere Team« und situationsgerechte Kommunikation". Im Schamanismus spricht man eher von Geistern, unterschiedlichen Energien oder eben Seelenanteilen.
Wie dem auch sei: das Innere Team hat einen festen Platz in der Psychologie bekommen und zahlreiche Therapien arbeiten mit diesem.

Als ich mich vor Jahren mit der Psychologie des Inneren Teams beschäftigt habe, faszinierte sie mich sofort. Ich las und las. Dann aber kam die Enttäuschung. Ich versuchte zu bestimmen, was meine Seelenanteile sind, und hier war mir so einiges überhaupt nicht klar. Liegt das an mir? fragte ich mich. Erst später erkannte ich das Problem. Bücher, die vom Inneren Team sprechen, gehen davon aus, dass man sofort deutlich in sich hineinsehen kann. Das ist – zugegeben – ein wünschenswerter Zustand. Allerdings: dass man sich selbst jeden Moment klar sehen kann, ist doch extrem selten.
Und gerade wenn man damit beginnt, mit dem Inneren Team zu arbeiten, steht man vor großen Problemen. Gerade hat man einen Mitspieler in seiner Seele erkannt, schon ist dieser verschwunden und stattdessen sitzt ein anderer da. Das ist so, als würden in dem Bärenkäfig im Zoo plötzlich Kamele herumspazieren, während der Bär verschwunden ist.

Um hier Klarheit zu schaffen, finde ich folgende Übung sehr nett (und sehr arbeitsintensiv):

SEINEN INNEREN ZOO AUFFÜLLEN
Dazu sucht man sich zunächst wichtige innere Anteile und verwandelt diese in (Phantasie-)Tiere. Jedes Tier bekommt einen Steckbrief, in dem seine Lebensweise beschrieben wird: wann es aktiv wird - ähnlich den tag- und nachtaktiven Tieren hier natürlich die Situationen, in denen es hervorkommt und sich zeigt -, welche Spuren man von ihm finden kann - d.h. welche Handlungen es in unserem Leben hinterlässt (diese bitte ganz konkret beschreiben: Tassen zerschmeißen, zittern, Zigaretten rauchen, in den Park gehen, lachen, die Anna anrufen und stundenlang über Ex-Beziehungen quatschen, etc.) -, wovon sich das Tier ernährt, mit welchen anderen Tieren es in Gemeinschaft lebt, in Symbiose, oder als Parasit.
Diese Übung führt meist dazu, dass man die ersten zehn Steckbriefe immer wieder umschreibt, bis sie einem "passen".

Hier sind einige "Tiere", die euch dazu anregen können, selbst Tiere zu suchen: der duckmäuserische Nettling, der Beziehungsbohrer, der abendliche Gesprächshastling, das Große Schwestertier, das gemeine Verstummerchen, die Scham-Maus, der Nicht-so-wichtig-Quaker, und so weiter ...

Ganz wichtig, wenn man einige der schon vorhandenen Tiere beschrieben hat: man kann sich neue Tiere erfinden, die eigentlich noch nicht im inneren Zoo existieren. Die beschreibt man auch. Zusätzlich muss man hier aber eine Expedition entwerfen, wie man dieses Tier einzufangen gedenkt und mit welchen Schwierigkeiten man rechnet. Mit Expedition ist hier natürlich gemeint, wie man sich diesen neuen Seelenanteil, dieses neue Tier erzeugt. Wenn ihr Lust habt, schreibt eine Geschichte dazu - und habt dabei natürlich möglichst viel Spaß!

Während der erste Teil der Übung manchmal recht mühsam ist - man muss sich durchbeißen und viel mit sich selbst auseinandersetzen -, macht der zweite Teil der Übung sehr viel Spaß. Man kann ja seiner Phantasie freien Lauf lassen und sich die irrwitzigsten Tiere ausdenken: den kleinen und den großen Chef-Auffresser, den gemeinen "Mach's doch selbst!"-Brüller, die südliche Prachteule (auch Lachende Elke genannt - lebt in Symbiose mit dem niedlichen Brad-Pitt-Imitierer), die schreckliche Piratengeiß, den großmäuligen Wutunterdrücker, etc.
Besonders schön ist es natürlich, wenn man sich diesen Zoo dann aufzeichnet.

Viel Spaß dabei,
Adrian

Verwirrung - und was Verwirrung schlecht macht

Astrid ist Versicherungsmaklerin. Nachdem sie aus ihrer letzten Arbeitsstelle heraus gemoppt worden ist, und wegen eines burn-out ein Jahr nicht arbeiten konnte, hatte sie die neue Arbeitsstelle angenommen und ist eigentlich sehr glücklich. Mit ihren meist männlichen Kollegen versteht sie sich gut. Ein Problem aber sucht sie seit der belastenden Situation auf der früheren Arbeit immer wieder heim. Sie "leidet unter Verwirrung" – so jedenfalls drückt sie sich aus. Auf Nachfrage erläutert sie: "Ich kann dann den Menschen, mit dem ich spreche, nicht mehr genau abschätzen und frage mich häufiger, ob ich ihn wirklich richtig sehe!"
Natürlich ist Astrid auch ein Opfer von Mobbing, hier aber wird sie ein Opfer ihrer eigenen Vernunft, oder – besser – ihrer Vorstellung, was Vernunft zu sein hat.

Verwirrung/Unruhe
Wir leben immer noch in einer allzu "vernünftigen" Kultur. Klarheit, Bildung, Sicherheit im Urteil scheinen Ideale zu sein, die man verwirklichen sollte. Häufig genug werden Menschen lächerlich gemacht, wenn sie keine "geistige Klarheit" besitzen. Häufig genug stellen sich Menschen selbst noch zusätzlich ein Bein, wenn sie sich verwirrt fühlen. Als ob man Klarheit besitzen könne! Hier zeigt schon die Wortwahl, wie täuschend unsere Ideale sind.
Mein Lieblingsspruch dazu lautet "Verwirrung ist kein Schönheitsfehler!"
Ich sehe Verwirrung nicht als schlecht an, im Gegenteil. Das Problem ist doch nur, wenn man keine Techniken zur Hand hat, damit umzugehen.

Eigentlich ist Verwirrung, oder Unrast, oder diffuse Ungeduld nur ein Zeichen für das Weiterdrängen, für eine Suche nach sich selbst. Wer ungeduldig ist, der will auf Reisen gehen. Wer auf Reisen geht, will natürlich auch zurückkehren. Was bringt man mit nach Hause? Sich selbst, aber sich selbst gewandelt durch die Reise.
Natürlich ist die Reise hier nur ein Bild dafür, dass man auf der Suche nach sich selbst etwas tun muss, aktiv werden muss. "Im Anfang war die Tat." – so steht es in Goethes Faust. Da jede Suche nach sich selbst durch Handlungen in der materiellen Welt vonstatten geht, ist die Unruhe sozusagen das Handlungsgefühl, während die Verwirrung das Erkenntnisgefühl ist. Beide – Unruhe und Verwirrung - gehören mehr oder weniger zusammen.
Sich selbst zu finden heißt natürlich auch, sich selbst zu schaffen. Die Suche nach sich selbst ist kein wissenschaftlicher Vorgang, sondern ein kreativer. Natürlich ist die Wissenschaft auch kreativ - es gibt ja keine Analyse, die an sich "wahr" ist. Analysen produzieren "Realitäten", und insofern darf man Analysen auch kreativ einsetzen. Salopp gesagt: wie die Serviettentechnik oder das Kochrezept.

Handlungen
"Reisen" hatte ich eben gesagt und dieses dann durch Handlung ersetzt. Was aber macht eine Handlung?
In einer Handlung "stößt" der menschliche Körper mit den Dingen zusammen. Das ist zwar eine etwas seltsame Formulierung, aber sie zeigt vielleicht am besten, dass sich hier zwei sehr verschiedene Phänomene treffen: ein Subjekt (der Mensch) und ein Objekt (irgendeine Sache).
Bei diesem "Zusammenstoß" passiert folgendes: der Mensch bewegt mit Hilfe seines Körpers etwas in der Welt. Er stellt eine Blume auf die Fensterbank, er schmiert ein Brot, er öffnet ein Fenster. Der Mensch kann sogar sich selbst bewegen – zum Beispiel beim Spazierengehen – und bewegt damit etwas in der Welt.
Gleichzeitig aber bewirkt dieser "Zusammenstoß", dass sich etwas im Menschen ändert. Wenn der Mensch eine Blume auf die Fensterbank stellt, erfährt er zum Beispiel, wie sich eine Blume in der Hand anfühlt. Wenn er ein Brot streicht, erfährt er etwas über die Temperatur des Messers oder den Widerstand des Brotes beim Streichen.

Das ist alles so einfach, dass wir uns kaum Gedanken darüber machen.

Wichtig ist mir hier nur, dass die Handlung nach zwei Seiten wirkt. Sie verändert gleichzeitig den handelnden Menschen und die Umwelt. Tatsächlich scheint es vor allem die Handlung zu sein, durch die sich der Mensch selbst erfindet. Und in der Handlung erfährt der Mensch die Welt.
Wer sich also verwirrt fühlt, wer unruhig ist, sollte handeln. Weniger sinnvoll ist es, sich in einen Sessel zu hocken und darauf zu warten, dass die Verwirrung aufhört. Zwar handelt auch der Mensch, wenn er sich in einen Sessel hockt, aber seien wir mal ehrlich: eine besonders lehrreiche Handlung ist das nicht, oder?

Genießen
Ich erinnere mich an eine kleine Szene aus der Serie "Fame", in die ich vor vielen Jahren zufälligerweise hineingeschaut habe. "Fame" – aus dem das berühmte Musical entstanden ist.
In dieser Szene wird einer der jungen Schauspieler gezeigt. Er hatte die Aufgabe bekommen, alles, was er tut, ganz genau zu beobachten. Nun sitzt er mit seinen Eltern und seiner Schwester am Tisch und isst. Soweit ich mich erinnere, sind es Spaghetti. Zunächst ist die familiäre Situation angenehm entspannt. Der Schauspieler will gerade die Gabel zum Mund führen, als er plötzlich zögert, die Hand sinken lässt, sie noch einmal hochhebt, dann seinen Blick zu seinen Eltern und seiner Schwester gleiten lässt, wie diese ihre Gabel zum Mund führen. Die Familie ist irritiert. Die Mutter fragt nervös: "Schmeckt dir mein Essen nicht?" Der Schauspieler: "Doch, doch!" Dann erklärt er seine Aufgabe. Nun beginnt auch die kleine Schwester, sich beim Essen genau zu beobachten. Besorgter Blick von der Mutter zum Vater.

Diese Szene scheint wenig mit dem Genießen zu tun zu haben. Und doch: Ist Genießen nicht das bewusste Handeln? Legt man nicht all seine Aufmerksamkeit in das Phänomen, dass ich im Handeln etwas erfahre, während ich gleichzeitig die Welt verändere – und sei es nur, dass ich mir ein Stück Brokkoli in den Mund stecke?
Man könnte also sagen: Genießen ist das Bewusstsein dafür, dass Handeln mich von der Welt trennt und gleichzeitig mit ihr verbindet.

Ich hatte oben geschrieben, dass Verwirrung ein Erkenntnisgefühl und Unruhe ein Handlungsgefühl ist. Verwirrung zeigt hier nach innen, in den Menschen hinein, Unruhe zeigt nach außen, aus dem Menschen heraus. Vielleicht sollte man in solchen Situationen, in denen man unruhig und verwirrt ist, einfach mal die Geschwindigkeit aus den Handlungen nehmen und stattdessen seine Handlungen ganz langsam und ganz bewusst ausführen, mit einem Worte: sich selbst genießen. Eben so wie jener Schauspielschüler aus "Fame" seinen Brokkoli gegessen hat.
Adrian

Dienstag, 10. April 2007

Der helfende Dritte

Ich hoffe, ihr habt alle schöne Ostern gehabt.
Ich jedenfalls hatte sie.

Zu meinem Beitrag "Männer?" kommentierte Schwarze Wölfin, dass nicht nur Männer häufig veränderungsunwillig seien. Natürlich hat sie recht! - Ich war hier gerade etwas genervt von meinen Geschlechtsgenossen.

Spielregeln
In den letzten drei Tagen hat uns eine Frau etwas in Atem gehalten. Nennen wir sie der Einfachheit halber Astrid. Astrid ist die Mutter eines vierjährigen Mädchens. Der Vater dieses Mädchen - nennen wir ihn Timo - ist ein guter Freund von mir. Timo ist mittlerweile schwul.
Ich habe eine Tochter im selben Alter. Wir haben uns - wie sollte es sonst sein? - auf einem Spielplatz kennen gelernt.
Ostern haben wir gemeinsam verbracht. Timo und Astrid, meine Frau und ich, unsere Kinder. Nachmittags haben wir Spiele gespielt. Wir alle haben natürlich so gespielt, selbst mein zehnjähriger Sohn, dass die beiden vierjährigen Mädchen gewinnen würden und natürlich waren beide total stolz, als sie so weit vorne lagen und eigentlich sicher war, dass sie gewinnen würden.
Dann aber änderte Astrid - die Mutter - mitten im Spiel die Spielregeln ab, gegen die gebräuchlichen Spielregeln: hätten wir das durchgehen lassen, hätte sie das Spiel gewonnen.

Ich bin ziemlich sauer und dann auch laut geworden. Diese Regeländerungen wollte ich nicht durchgehen lassen. Schließlich hat Astrid auch beleidigt beigegeben.

Ich kenne Timo zwar erst seit zwei Jahren, aber er hat mir ziemlich viel von der Beziehung zu dieser Frau erzählt. Dass sie die Regeln mal so und mal so abändert, kommt ziemlich häufig vor. Timo spricht mit ihr zum Beispiel ab, dass er seine Tochter donnerstags vom Kindergarten abholt. Er kommt zum Kindergarten. Seine Tochter ist schon abgeholt worden - von Astrid natürlich. Er ruft sie an. Ja, sagt sie, sie hat es sich anders überlegt.
Freitags ruft sie ihn an, warum er seine Tochter nicht vom Kindergarten abholt. Timo wusste von nichts. Sie wirft ihm vor, er würde sich nicht um seine Tochter kümmern. Timo gerät in Panik. Er hat kein Sorgerecht und noch nicht mal ein Besuchsrecht für seine Tochter. Astrid hat gerichtlich erkämpft, dass er das nicht bekommt. Angeblich sei Timo zu labil.
Gut, Timo ist tatsächlich sehr labil. Aber er liebt seine Tochter und er ist ein hervorragender Vater. Timos Labilität zeigt sich eher gegenüber dieser Frau. Wir sprechen immer wieder darüber, dass sie die Wirklichkeit verdreht und dass sie die eine oder andere Tatsache einfach erfindet oder verändert oder weglässt. - Timo beschreibt sich selbst als vergesslich und hat immer wieder Angst, dass er tatsächlich irgendetwas falsch wahrgenommen hat.

Zu alldem kommt Timos Homosexualität. Astrids Eltern sind gegenüber Timo extrem feindselig. Der Streit wird hier über das kleine Mädchen ausgetragen. Timo sei, weil er homosexuell sei, für die Kleine gefährlich. Er würde sie, so behaupten die Großeltern, missbrauchen. Das hat die Kleine ihrem Vater wörtlich gesagt. Nur verstanden hat sie es - zum Glück! - nicht.

Wie Astrid hier, nur um zu gewinnen, die Spielregeln verändert, konnten wir beim Spielen eines Brettspieles deutlich beobachten. Und nach allem, was ich von Timo erfahren habe, macht sie es in ihrem sonstigen Leben genauso.

Mein Streit mit Astrid hatte dann folgende Auswirkung: Astrid hat am nächsten Morgen Timos Schwester angerufen und ihr erzählt, dass Timos Freund - hier wurde ich also mal rasch homosexuell gemacht - Timo gegen sie und ihre Tochter aufhetzen würde.
Die Schwester war sehr beunruhigt. Timo hatte eineinhalb Jahre nach der Geburt seiner Tochter einen Nervenzusammenbruch gehabt. Er hatte sich damals schon entschieden, schwul zu leben. Der Arzt in der Nervenklinik hatte sie damals eingeladen, um hier ein "klärendes" Gespräch mit beiden zu führen. Daraufhin schilderte Astrid die Beziehung zu Timo zunächst in den leuchtendsten Farben, und dann sei er plötzlich, aus heiterem Himmel, komisch geworden. Der Arzt sagte dann, vor Astrid und vor Timo, schwere psychische Erkrankungen kündigten sich häufig durch homosexuelle Verschmelzungstendenzen an.
Natürlich war die Beziehung zwischen Astrid und Timo nie einfach und auch eigentlich recht kurz gewesen. Von einer Bilderbuchbeziehung konnte man schon garnicht sprechen. Timo reagierte auf diese Beschreibung von Astrid sehr aggressiv. Dies kommentierte der Arzt damit, Timo würde die Wirklichkeit verkennen und Astrid brauche sich keine Sorgen zu machen.

Hier wird sehr deutlich, wie die Annahme, jemand sei psychisch krank, seine eigentlich gesunde Reaktion als krank erscheinen lässt.

Auch Timos Schwester ist immer in Hab-Acht!-Stellung. Sie liebt ihren Bruder sehr, aber sie hat Angst, dass er wieder zusammenbricht.
Astrids Anruf bei ihr hat sie alarmiert. Sie hat dann bei Timo angerufen und, wie sie mir später erzählte, herauszuhören versucht, ob Timo wirklich wieder "krank" wird. Dadurch war der Anruf natürlich sehr verwirrend. Timo wusste nicht, nach welchen Spielregeln seine Schwester spielt, während seine Schwester ihn schonen wollte und ihm ihre Spielregeln nicht erklärt hat. Der Anruf ist also seltsam verlaufen. Jetzt war Timo richtig verwirrt, denn er hatte das Gefühl, seine Schwester sei ärgerlich auf ihn, wolle ihm dies aber nicht zeigen. Die Schwester hingegen dachte, dass Timo durch einen bevorstehenden Nervenzusammenbruch so seltsam reagiert, und war ihrerseits sehr verwirrt, was sie nun tun sollte.
Von Astrids Anruf bei der Schwester wurde natürlich kein Wort gesagt.

Timo hat uns dann gebeten, mit seiner Schwester zu telefonieren, um herauszufinden, warum sie ärgerlich auf ihn ist.
Mir hat sie dann natürlich von Astrids Anruf erzählt, und ich konnte hier eine Gegendarstellung zu Astrids Geschichte liefern.

Daraufhin löste sich das Ganze - glücklicherweise - in Wohlgefallen auf.

Nicht nur Brettspiele haben Spielregeln. Auch Beziehungen haben ihre offiziellen und heimliche Spielregeln.
Astrids Spielregeln scheinen zu lauten: Ich mache die Spielregeln! Ich gewinne immer, notfalls, indem ich die Spielregeln ändere!

Natürlich gehören hier zwei Seiten dazu. Timos Spielregel lautet eher: Ich passe mich immer an! - Als Astrid die Regeln des Brettspiels zu ihren Gunsten geändert hat, hat ja nicht Timo eingegriffen, sondern ich.
Timos zweite Spielregel lautet: Auf heimliche Regeländerungen reagiere ich verwirrt und denke, dass ich Schuld habe, wenn ich verwirrt bin! - Das ist ein Teufelskreis: Statt hier die Spielregeln deutlich einzufordern, die bisher üblich waren, versucht Timo sich hier an Regeln anzupassen, die er manchmal garnicht kennt, und scheitert damit natürlich.
Timo versucht hier also, den Konflikt zu vermeiden und beschwört damit einen meist noch viel schlimmeren Konflikt herauf: das fehlende Sorgerecht und Besuchsrecht für seine Tochter, der Nervenzusammenbruch. - Und das ist tatsächlich nicht Astrids Verantwortung. Das muss er selbst lernen.

Zirkuläres Fragen
Seltsamerweise hat mir das Osterfest noch eine schöne kleine Überraschung gebracht. Ein anderer Freund versorgt mich immer mal wieder mit Büchern, und diesmal sollte es das Buch "Zirkuläres Fragen" von Fritz B. Simon und Christel Rech-Simon sein.
Die beiden Autoren bieten ein höchst vergnügliches Lehrbuch der Systemischen Therapie mit recht ausführlichen Protokollen aus Therapiesitzungen. Es lohnt sich, das zu kaufen.

Die systemische Therapie beschäftigt sich mit solchen Fragen wie: Welche Spielregeln gilt für welches Familienmitglied? - Das Buch passte hier also hervorragend zu unserem Erlebnis mit Astrid und Timo.

Der helfende Dritte
In dem Buch findet sich ein Fallbeispiel, in dem sich eine Frau als therapieresistent zeigt.
Tatsächlich ist die Ehe der Frau eigentlich keine schöne Ehe. Die Ehe führt zu Belastungen. Die Frau wird krank. Sie geht in die Therapie, um sich von ihrer Krankheit therapieren zu lassen. Dann geht sie zurück in die Ehe.
Der Therapeut, der hier mit der Frau arbeitet, hilft also Mann und Frau eine Ehe aufrecht zu erhalten, die die beiden ohne Hilfe nicht ertragen könnten. - Der Mann scheint hier dem Therapeuten die Aufgabe zuzuschieben, sich um das seelische Wohl seiner Frau zu kümmern, wie ein guter Ehemann das tun würde. Gleichzeitig kann der Mann aber sicher sein, dass der Therapeut kein ernsthafter Konkurrent ist: der Therapeut darf keine sexuelle Beziehung zu der Patientin einnehmen.

Hier also ist das Problem, dass der Therapeut nicht die Lösung des Problems ist. Er gehört zu dem Problem mit dazu. Und solange er Therapeut bleibt, existiert dieses Problem auch weiter. Kein Wunder also, dass keine Therapie bei der Frau anschlägt.
Umgekehrt ist natürlich, dass der Therapeut, wenn er seine Rolle aufgibt, automatisch die Ehe gefährdet, was zu einem Abbruch der Therapie führt. Offiziell und vielleicht sogar berechtigterweise hat hier der Therapeut seine Kompetenzen überschritten oder sie nicht genügend erfüllt. Inoffiziell hat er natürlich die heimlichen Spielregeln zwischen den Ehepartnern durchbrochen: der Therapeut kümmert sich um die Frau, der Mann bezahlt, die Frau ist krank, der Mann hat als einziger sexuellen Kontakt mit ihr.

Diese Arbeit mit den Spielregeln ist ein sehr machtvolles therapeutisches Instrument.
Herr Simon und Frau Rech-Simon schildern in ihrem Buch humorvoll und spannend die Auswirkungen solcher Spielregeln und wie man dann konkret mit ihnen umgeht. Zudem ist das Buch hervorragend lesbar.

Insofern war dieses Ostern höchst lehrreich für mich.

Euer
Adrian

Dienstag, 3. April 2007

Männer?

Geben wir es doch ruhig zu: die meisten Männer sind weinerlich und faul.

Neulich erzählte mir eine Freundin folgendes:
Ein Mann rief bei ihr an. Seine Freundin sei weg. Wann sie zurückkomme?
Die Freundin legt die Karten und sieht sehr rasch, dass die Frau sich hier von einer Angst befreit hat und der Mann sich selbst idealisiert und gerne auch lügt, beziehungsweise einfach die Wirklichkeit wegredet.
Jedenfalls geht sie hart auf seine Probleme zu und entwindet ihm das Geständnis, dass er seine Freundin mehrfach geschlagen habe. - Nun entspinnt sich folgendes Gespräch:
Sie sollten eine Therapie machen! (sagt die Kartenlegerin)
Nein, eine Therapie mache ich nicht. Therapeuten sind gefährlich!, sagt er.
Wieso das denn?, fragt die Kartenlegerin.
Antwortet er: Die verändern einem die Persönlichkeit.
Fragt sie: Würden Sie denn zu einem Therapeuten gehen, wenn er Ihnen die Persönlichkeit nicht verändert?
Sagt er: Ja, wenn's was nützt!

Herr, schmeiß Hirn vom Himmel! muss man da rufen.

Dann gibt es die obligatorischen Erzählungen von seinen Weihnachtsgeschenken für sie: Wäschekörbe, Kochtöpfe, Besen.

Manchmal werden Männer extrem drängelig. Sie wollen auf keinen Fall irgendetwas an sich ändern, sind aber zugleich unsicher, ob sie etwas falsch gemacht haben.
Manche entscheiden sich dafür, dass sie nichts falsch gemacht haben. Die werden bei dem leisesten Anflug von Wahrheit boshaft. Erst neulich hatte ich einen Mann am Telefon, der auch seine Freundin geschlagen hatte. Hier stand dann noch die Schwiegermutter mit im Bild, die ihre Konflikte mit dem Mann ausgetragen hat - und wahrscheinlich dieser mit ihr.
Schließlich ist die Frau aber doch zu ihrer Mutter zurückgekehrt.
Hier hatte die Frau ein Dilemma. Sie ist von einem Gefängnis - ihrer Mutter - in ein anderes Gefängnis - die Ehe mit diesem Mann - geflüchtet. Eine Zeit lang mag der Krieg zwischen ihrem Mann und ihrer Mutter entlastend gewirkt haben. Dann aber wird ihr wahrscheinlich die ganze Situation über den Kopf gewachsen sein. Für die Frau stand als Handlungskarte die "Prinzessin der Schwerter" in den Karten - ihr Ziel: die "Festigung des Flüchtigen", ihr Problem: die Voreiligkeit, die Absicht zur Tat bei einem - noch - planlosen Vorgehen.
Jedenfalls hielt sich der Mann dann bei der Schwiegermutter als der Schuldigen auf, und dass ich ihn auf sein eigenes Fehlverhalten hinwies, hat er einfach unterschlagen. "Diese Sau [damit meinte er die Schwiegermutter] - jetzt weiß ich, woran ich bin." waren seine letzten Worte, bevor er auflegte.

Mein Mitleid für die Männer ist - mittlerweile - sehr begrenzt. Es gab mal dieses Buch "Kleine Helden in Not", das eine Zeit lang sehr berühmt war. Hier geht es um die gute Erziehung der Jungen. - Problematisch wird es nur, wenn man von einem vierzigjährigen Arzt, von einem fünfunddreißigjährigen Lehrer oder von einem sechzigjährigen Lackierer immer noch sagen muss: Kleiner Held in Not. - Denn irgendetwas scheint da gewaltig schief zu laufen!
Oder sieht das irgendjemand anders?

Ich jedenfalls bin verwundert.
Euer
Adrian

Astrologie

Ich habe mich in den letzten Wochen intensiv in die Astrologie eingearbeitet.
Als ich vor vierzehn Jahren das erste Mal versucht habe, die Astrologie zu verstehen, konnte ich mit ihr nichts anfangen. Mein Weg blieben die kreativen Techniken und die Tarot-Karten.
Jetzt habe ich doch mal ein Seminar zur Astrologie mitgemacht und sofort ein gutes Händchen dafür gehabt.
Christina, mit der ich als erstes darüber sprach, meinte, ich hätte ihr die Sterne toll gedeutet. Danke für das Lob! Es hat mich sehr ermutigt.

Ich bin trotzdem noch unzufrieden. Warum? Nun, Sterne sind Sterne. Sie geben Wege vor, die günstiger zu gehen sind als andere, aber sie bestimmen noch nicht unser ganzes Schicksal. Der Mensch hat einen freien Willen, und mit diesem freien Willen kann er sich immer noch in die eine oder andere Richtung bewegen.

Oder nehmen wir Beate. Beate ist Widder. Widder vom Sternzeichen, Venus, Merkur und Mars stehen im Widder, der Aszendent im Löwe. Eine tolle Frau? Strack heraus? Vielleicht etwas anstrengend? - Pustekuchen!
Beate hält sich für dumm. Sie hat Angst, sich von ihrem Mann zu trennen, obwohl der sie seit Jahren als Dummchen behandelt. - Beate ist schon in ihrer Familie extrem missbraucht worden.
All das zeigt, dass unser greifbares Leben einen starken Einfluss auf uns hat. Günstige Pfade sind uns vom Leben zugeschüttet worden. Wir mussten ungünstige Pfade gehen. Das hat unseren Charakter mehr geprägt, als die Sterne unseres Geburtshoroskops.

Ich bin also unzufrieden. Ich möchte jedem, der sich bei mir die Sterne deuten lässt, auch Techniken an die Hand geben, wie er schwierige Sternenkonstellationen gut überstehen kann, und, wie er langjährige Prägungen entgegen seines Sternbildes abmildern kann.
Deshalb arbeite ich gerade viel mit kreativtherapeutischen Büchern. Zunächst mache ich das für mich. Dann aber auch für all die Freunde und Bekannte, die jetzt ein Horoskop von mir haben möchten.

An dieser Stelle möchte ich auch Sabine danken, die mich ebenfalls sehr ermutigt hat, auf diesem Weg weiterzugehen. - Entschuldigen möchte ich mich, dass ich an dieser Stelle versprochen habe, ihr etwas in meinen Blog zu stellen und es bisher noch nicht geschafft habe. Sie weiß warum, und ist deshalb großzügig. Und ich werde es nicht vergessen.
Adrian