Kartenlegen und Traumdeutung
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Dienstag, 27. Februar 2007

Ethnologie im Internet

Einen anderen, sehr faszinierenden Blog habe ich hier im Internet aufgestöbert: antropologi.
Auf dieser Seite werden aktuelle Phänomene des Schamanismus, der Fremdenfeindlichkeit, Gewaltphänomenen, Jugendkultur und vieles mehr besprochen, meist äußerst kompetent.
Schade allerdings ist, dass dort sehr wenig über die Methoden der Ethnologie berichtet wird. Da diese nicht nur für den Alltag sehr lehrreich sind, sondern ein ganzes Stück weit einer bestimmten schamanistischen Praxis verpflichtet sind, werde ich diese hier wohl nach und nach vorstellen. Sehr gut ist das Buch "Qualitative Forschung" von Uwe Flick (Herausgeber), das eine gute Übersicht über die aktuelle Diskussion gibt. Immer wieder lesenswert ist auch Clifford Geertz Buch "Dichte Beschreibung", und - für unseren Alltag - Herbert Willems Einführung in die 'Mikrosoziologie' von Erving Goffman: "Rahmen und Habitus".

Blogger-Regeln

Beim Stöbern im Internet habe ich nicht nur den tollen Wohlfühlen-Blog gefunden, sondern auch die sehr guten Blogger-Regeln, die Nati verfasst hat. Wer einen eigenen Blog schreibt oder schreiben will, sollte sich diese unbedingt durchlesen.
Adrian

Wirklich zuhören

Frank hat in seinem Blog einen Artikel geschrieben, der Wirklich zuhören heißt.
Wirklich zuhören: das verheißt nichts Gutes. Entschuldige bitte Frank, aber tatsächlich habe ich diesen Spruch zu oft gehört und zu viel Negatives dabei erlebt. Und bei dir ist es leider auch so: du gibst Tipps, aber die eigentliche Arbeit, die der Zuhörer leistet, verdeckst du.

3 Einwände
1. Einwand: "Wirklich zuhören" sagt nichts, außer dass man selbst es besser weiß als der andere.
Denn das, was wirklich ist, muss einer entscheiden: und in diesem Fall weiß es einer nicht nur besser - doch das heißt nichts anderes als dass er meint, es besser zu wissen -; und dieser Eine weiß auch noch, dass er entscheiden darf, wer nun besser zuhört.
Das ist aber kein Zuhören mehr, sondern eine Prüfung: wer am besten zuhören kann, kommt auf's Gymnasium. Oder sonstwohin.
Ich muss dich allerdings nicht kennen, Frank, um zu wissen, dass du das alles anders gemeint hast. Dein Internet-Tagebuch spricht für sich und ich mag es nebenher allen Interessierten wärmstens empfehlen.

2. Einwand: Zuhören heißt, in sein eigenes Weltbild zu übersetzen.
Ich kann doch immer nur verstehen, soweit mein geistiger Horizont gerade reicht: ob dieser eng oder weit ist - was ich nicht verstehe, verstehe ich eben nicht. Wie der Mensch kein ultraviolettes Licht sehen kann, die Biene aber schon, so kann Klaus die einen Sachen aus einem Gespräch heraushören und Olaf die anderen Sachen. Beide übersetzen das Gespräch in ihr eigenes Weltbild.

3. Einwand: Man kann immer nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit hören.
Niemand kann alles auf einmal sagen, deshalb kann niemand auch alles auf einmal hören. Ergänzen und nachfragen sind deshalb in einem Gespräch sehr wichtig.

Franks Tipps und Adrians Tipps

Damit das nächste Gespräch genussvoller wird, hier 3 einfache Tipps:

  • Niemals unterbrechen!
  • Konzentrier Dich auf die Person, die zu Dir spricht und schau Sie an!
  • Wenn Du etwas erwiderst, dann sollte es sich auf das zuletzt Gesagte der zuletzt sprechenden Person beziehen!
Soweit also Frank.
Hier kommen meine eigenen Tipps, die Franks Tipps eher ergänzen als ersetzen:
  • Akzeptiere, dass du zwar vielleicht gelernt hast, gut zuzuhören, dass du es aber nicht besser kannst.
  • Akzeptiere, dass du eine fremde Meinung in eine eigene Meinung übersetzt, und deshalb "irgendwie" immer auch dir selbst zuhörst.
  • Akzeptiere, dass du nie alles gehört hast und deshalb den Anderen nur vorsichtig unterbrechen solltest.
Frank geht von einem Verhalten aus - nicht unterbrechen, konzentriert zuhören, sich auf den Anderen beziehen -; ich gehen von Einstellungen aus - nicht mit besser/schlechter bewerten, sich selbst beim Zuhören zuhören, nie etwas vollständig wissen.
Ich denke, beides ergänzt sich, statt sich zu widersprechen.

Adrian

Sonntag, 25. Februar 2007

Was ist Sünde?

Sünde, das heißt doch zunächst: die Abwesenheit Gottes von den Menschen: der Mensch sei nicht mehr in der Lage, die Welt in göttlicher Weise zu sehen: das heißt, er geht fehl und irrt sich.
Der Begriff der Ursünde ist frei von jeder Schuldzuweisung. Er bedingt nur eine Anerkennung, nämlich die unserer Fehlbarkeit, während Gott unfehlbar ist, nicht weil er auf der besseren Seite steht, sondern außerhalb dieser Frage überhaupt.
Der Begriff der Sünde ist erst, wenn er populär interpretiert wird, ein mehr oder weniger, ein besser oder schlechter. Dies war aber auch immer ein Zeichen für ein weniger differenziertes Politikverständnis oder einen Begründungsmangel. Da die Politik und das Recht sich nicht über wissenschaftliche Erfahrungen legitimieren konnte, hat man hier auf religiöse und moralische Vorstellungen zurückgegriffen.
Lange Zeit hatte man deshalb die Vermischung zwischen Sünde und Verbrechen. Seit der (demokratische) Staat die Gewaltenteilung durchgesetzt hat und das Rechtssystem positivistisch begriffen wird, hat die Kirche als Institution keinen Zugriff mehr auf Strafen und Verbrechen, auch wenn sie es manchmal noch versucht - etwa Herr Duby und "seine" Homosexuellen. Etwa in den USA oder in den islamischen Nicht-Demokratien.
Ich verstehe Sünde, meist entgegen der noch landläufigen Fassung, als einen absolut positiven Begriff, als Anerkennung unserer eigenen Begrenztheit, wobei diese Anerkennung nicht empirisch gemeint ist, sondern rein ethisch: ich kann ja nicht sagen: hier und dort bin ich begrenzt, denn dann könnte ich mich ja ohne weiteres über diese Grenzen hinaus bewegen; ethisch ist dies deshalb, weil ich sagen kann: ja, es ist möglich, dass ich mich von einem anderen Menschen über meine eigenen Grenzen hinausführen lassen kann, und es ist nicht nur möglich, sondern ausschließlich so möglich. Im Anderen und durch die Führung des Anderen ist es mir erst möglich, einen - sei es auch noch so flüchtigen - Blick ins Paradies zu werfen.

Adrian

Kleinverdiener und Armut

Gerade lese ich, dass in den USA 16 Millionen Menschen in schwerer oder extremer Armut leben. Auch in Deutschland lebt mittlerweile jedes zehnte Kind und damit in etwa jeder achte Haushalt unterhalb der Armutsgrenze.
Ein Problem der Wirtschaft ist die Globalisierung.
Nun sagt man ja Globalisierung gerne leichthin: die Gloablisierung sei Schuld, die Globalisierung ist von übel. Aber was ist Globalisierung?

Zunächst einmal ist es nur ein Scheinwort: Globalisierung gab es schon immer - wenn auch nicht so wie heute. Die Kolonialreiche existieren seit der frühen Neuzeit und niemand wird bestreiten, dass in den Kolonien große Verbrechen verübt worden sind, sei dies in Indien durch die Engländer oder in Südamerika durch die Portugiesen und Spanier.
Auch vorher, zu Zeiten der Völkerwanderung, gab es so etwas wie Globalisierung und mit dieser Globalisierung auch Armut, Leid und Tod.

Nein, heute meint Globalisierung vor allem, dass sich die regionalen Märkte ausdünnen und sich die Wirtschaft immer mehr von den großen, staatsübergreifenden Firmen bestimmen lässt.
Genau das aber macht die Globalisierung so problematisch: zum einen können die großen Firmen immer stärker rationalisieren und damit Arbeitskräfte "einsparen" - wie es so hübsch verniedlichend heißt. Zum anderen gibt es zu wenig verschiedene Waren, die in Konkurrenz miteinander treten. Was sind denn schon hundert verschiedene Turnschuhe, wenn diese von nur drei Weltmarktführern produziert werden?
Mehr noch: Menschen, die allzuviel Geld verdienen, verdienen ihr Geld vor allem mit Geld; mit Spekulationen, mit Börsengeschäften. Dahinter steht kein lokaler Markt, sondern nur das internationale Finanzgeschäft. Das Börsengeld ist so machtvoll wie irrational. Es hat keinen echten Gegenwert, in Form von Arbeitskraft oder Grundbesitz. Dabei sind Arbeitskraft und Grundbesitz eigentlich dasjenige, was dem Geld seinen Wert verleiht.
Je mehr Großverdiener es gibt, umso weniger wird das Geld einen realen Hintergrund haben. Und je irrealer das Geld wird, umso mehr eignet es sich für Spekulationen.

Es ist schon immer eine Schande der westlichen Länder gewesen, dass die Geschichte des Kolonialismus nicht nur eine Geschichte der Grausamkeiten und Kriege war, sondern auch die ökonomische Unterdrückung der außereuropäischen Länder gefördert hat. Heute aber wird diese ökonomische Unterdrückung tief in die westlichen Staaten selbst eingeführt: und das durch ein kaum noch zu beherrschendes Problem: dem spekulativen Geld und dem Verschwinden lokaler Märkte.
Der Kleinverdiener braucht die lokalen Märkte, während der Großverdiener nur noch die Spekulation braucht. Genau dies aber passiert durch die Globalisierung heute. Wer arm ist, wird noch ärmer und wer reich ist, sammelt den Mehrwert von nicht mehr hundert sondern von tausenden von Menschen zusammen und wird dadurch noch reicher, als es früher möglich war.

Merkel beklagt, Deutschland sei kinderfeindlich. Und sicherlich hat sie Recht, wenn sie sich darüber beschwert, dass Kindergärten durch Gerichtsbeschlüsse verhindert würden, die mit dem Argument Lärmbelastung argumentieren (sind so jemals große Verkehrsstraßen gestoppt worden?). Aber Deutschland wird auch mehr und mehr kinderfeindlich, weil immer mehr die ökonomischen Bedingungen für kleine Familien wegbrechen.
Wer möchte schon sein Kind in Armut aufziehen?

Wer hat Schuld?

Was mich immer wieder fasziniert, ist, dass sich so viele Menschen stundenlang darüber unterhalten können, welcher Mensch an welcher Tatsache Schuld ist.
Ich hatte neulich etwas über Familienterroristen geschrieben. Familienterroristen sind diese unangenehmen Menschen, die eine ganze Familie in den Wahnsinn treiben, sei es durch depressive Verstimmungen, durch emotionale Erpressung oder durch Hass, Zorn und Lüge.
Doch ebenso oft, wie man von solchen Menschen hört, die ganze Familien zerstören, hört man von Diskussionen, ob man zum Beispiel den Täter als Opfer sehen soll, ob man ihn auch als Opfer behandeln soll. Denn der Täter ist sehr oft ein Mensch, der selbst sehr viel Unrecht erlitten hat.

Kati und Jana
Kati und Jana sind zwei gute Freundinnen.
Nur in einem Punkt streiten sie sich sehr gerne. Seit vielen Jahren hat Kati Streit mit ihrer Tante. Diese Tante mischt sich andauern in Familienangelegenheiten ein, lügt, droht und erpresst. Kati wehrt sich gegen ihre Tante. Jana findet das nicht gut: sie behauptet, dass Katis Tante selbst ein misshandeltes Kind ist und damit nur ein Opfer. Wenn Kati jetzt gegen ihre Tante gerichtlich vorgeht, dann würde sie ihr noch mehr Leid zufügen.

Kati's Familie
Kati kommt aus einer großen Familie mit vier Geschwistern und ist dort die jüngste. Sie hat ihr ganzes Leben lang unter ihren Eltern gelitten und mehr noch unter ihrer Tante. Katis Mutter war eine sehr stille, schüchterne Frau. Sie hatte in ihrem Leben nie etwas gewagt. Der Vater dagegen war ein sehr gewalttätiger Mann. Er hatte neben seiner Frau eine Anzahl von langjährigen Affairen gehabt und mit diesen Frauen eine Reihe von Kinder gezeugt. Gekümmert hat er sich nie um seine Kinder.
Katis Tante hat keinen erfolgreichen Mann geheiratet. Sie lebten eine recht eisige Ehe. Katis Tante war immer eifersüchtig auf ihre Schwester und hat diese - wie Kati erzählt - fertig gemacht, wenn sie sich beschwert hat. Nachdem Katis Mutter gestorben war, ist Katis Vater ruhiger geworden und hat den Kontakt zu seinen Kindern gesucht. Diese haben den Vater teilweise überhaupt nicht akzeptiert oder einfach nur ausgenutzt, dass ihr Vater viel Geld hat.
Kati dagegen hat, nachdem sie Bürokauffrau gelernt hat, zahlreiche Therapien gemacht. Alle ihre Beziehungen waren rasch in die Brüche gegangen. Die Männer warfen ihr vor, kalt, boshaft, niederträchtig zu sein. All das verstand Kati nicht und allmählich fühlte sie sich ziemlich verrückt. Nach etlichen Jahren der Therapie verliebte sich Kati schließlich in einen Mann, zog mit ihm zusammen und heiratete ihn. Jetzt - nach zwanzig Jahren Ehe - hat der jüngste Sohn gerade seine Lehre angefangen.
Vor zwanzig Jahren hat Kati auch den Kontakt zu ihrer Familie weitgehend abgebrochen. Nur mit einer Schwester und einem Bruder traf sie sich weiterhin regelmäßig. In der Zwischenzeit hat Kati sich viele Gedanken über ihre Familie gemacht. Katis Tante hat sich weiterhin, teilweise mit boshaften Behauptungen und Lügen, teilweise mit massivem Streit und Beleidigungen, in die Familienangelegenheiten von Kati eingemischt.
Als Katis Mutter schwer an Krebs erkrankte, behauptete ihre eigene Schwester, Katis Tante, die Mutter habe daran selbst Schuld. Es sei die Strafe dafür, dass sie nie eine gute Ehefrau gewesen sei und ihr Mann ihr fremdgehen musste. Katis Tante hat ebenso behauptet, dass Kati ihrem Mann fremd gehen würde, was zu einer langen Entfremdung zwischen Kati und ihrem Mann geführt hat und die Kinder massiv belastet hat. Heute ruft Katis Tante regelmäßig im Betrieb an, in dem ihr Neffe - Katis jüngster Sohn - seine Lehre macht und erklärt dem Meister die "Wahrheit" über die Familie.

Was Jana glaubt
Jana hat einen ebenso langen Leidensweg hinter sich wie Kati. Während aber Kati massiv gegen ihre Tante vorgeht und sich und ihre Familie vor dieser zu schützen versucht, duldet Jana viele Gewalttätigkeiten, die in ihrer eigenen Familie passieren.
Jana sagt, dass alle diese bösen Menschen selbst so viel Gewalt erlitten haben, dass sie garnicht anders können als böse zu sein. Deshalb dürfe sie - Jana - nicht auch noch Schlechtes tun.
Obwohl Jana und Kati sich sonst gut verstehen, streiten sie sich über dieses Thema regelmäßig. Kati besteht darauf, sich zu schützen. Jana sagt, man müsse mit den Tätern Mitleid haben. Kati würde, so Jana, die ganze Sache nur noch schlimmer machen. Die Täter seien Opfer und als Opfer müsse man sie auch behandeln.

Täter/Opfer
Ich habe hier einen längeren Umweg über die Familiengeschichte von Kati gemacht.
Sicherlich kennen Sie ähnliche Situationen. Oft sind diese nicht so extrem wie bei Kati, aber auch hier dreht sich immer wieder die Frage darum, wer an was Schuld ist. Es geht hier ganz ausdrücklich um die Frage, wer ein Täter und wer ein Opfer ist und wie man wen schützt.
Denn Kati hat ja sehr Recht, wenn sie ihren Sohn schützen will: die Tante gefährdet durch ihre Anrufe dessen Lehrstelle.

Rache
Mein erster Gespräch mit Kati drehte sich um ihre Tante.
Kati beschrieb sie als eine verbitterte, alte Frau, die sich an jedem Familienmitglied rächen würde, dem es besser gehe als ihr selbst.
Kati beklagte sich gleichzeitig über ihre Freundin Jana, die sagte, man müsse ihre Tante lieben und Mitleid zeigen. Wie aber solle sie - Kati - mit einer Frau Mitleid haben, die so viel Böses verursacht?
Ich wies Kati zunächst darauf hin, dass Mitleid hier natürlich nicht angebracht ist. Das Problem mit dem Mitleid ist, dass es die Situationen nicht klärt und dass es das Verhalten von Katis Tante unterstützt.
Was also ist Rache?
Rache bedeutet zunächst, dass man einem anderen Menschen einen Schaden zufügen will, den man von diesem erlitten hat. Du hast mich geschlagen, also schlage ich dich. Das ist Rache.
Im Fall von Katis Tante aber passiert folgendes: Katis Tante weiß eigentlich nicht, wer sie verletzt hat. Sie ist zwar ein Opfer. Da hat Jana schon Recht. Aber wer ist der Täter?
Katis Tante jedenfalls scheint zu glauben, dass ihre Familie insgesamt ihr Böses tut und das gibt sie - seit vielen Jahren - an diese zurück. Helfen tut ihr das nicht. Im Gegenteil: sie wird immer verbitterter.
Dass sie immer verbitterter wird, ist allerdings kein Wunder. Wer sich rächt, fühlt sich beschädigt und hilflos. Katis Tante fühlt sich zutiefst beschädigt. Ihre Verletzungen sind seelische Verletzungen. Doch statt an ihren Verletzungen zu arbeiten, manipuliert sie die Umwelt.
Es hat eine ganze Zeit lang gedauert, bis Kati verstanden hat, was ihre Tante damit auch noch sagt:
Erstens glaubt Katis Tante, dass sie sich selbst heilen könnte, wenn sie ihre Umwelt auf die richtige Art und Weise manipuliert. Da sie keinen Erfolg mit ihren Manipulationen hatte, dachte sie, sie habe zu wenig manipuliert. Also hat sie immer mehr auf ihre Umwelt eingeschlagen und noch mehr und noch mehr, bis sich schließlich alle Menschen von ihr abgewendet haben, weil sie so eine grausame und verbitterte Frau war.
Zweitens aber glaubt Katis Tante, dass sie keine Macht über sich selbst hat. Sie kann nicht an sich selbst arbeiten, weder daran, wie sie selbst verletzt worden ist, noch daran, wie sie andere Menschen verletzt.
Rache bedeutet, andere Menschen für sich die Seelenarbeit machen zu lassen.
Damit aber erniedrigt sich Katis Tante selbst: sie hat keine Macht über sich, und gibt alle Macht den anderen. Zugleich ist das natürlich eine Illusion. Denn sie übt ja durch ihre Rache eine ungeheure Macht aus. Dafür aber ist Katis Tante blind.

Kati's Problem und Jana's Problem
Wenn Kati sich nun gegen ihre Tante wehrt, hat sie natürlich Recht.
Warum aber hat sich Kati bis dahin immer wieder von Jana verunsichern lassen? Kati hat zwar schon vor vielen Jahren festgestellt, dass ihre Tante ebenso misshandelt wurde aber sollte sie deshalb einfach nur Mitleid mit ihr haben und zusehen, wie diese Frau ihren Hass und ihre verdrehte Wahrheit in die Welt hinausschleudert?
Kati selbst hatte - meiner Ansicht nach - zunächst ein ganz anderes Problem: sie hat nicht verstanden, weshalb ihre Tante so handelt, wie sie handelt. Es ist zwar richtig, dass die Tante als Kind sehr gelitten hat, aber dieses alte Leid hat sich im Laufe der Zeit geändert. Katis Tante weiß nicht mehr, was ihr als Kind passiert ist. Sie hat diese Erinnerungen verdrängt. Dafür "weiß" sie aber, dass zum Beispiel Kati "böse" und "kaltherzig" ist.
Sowohl Kati als auch Jana haben in ihrem Urteil über die Tante nur das kleine, misshandelte Kind und ihr jetziges Verhalten gesehen. Was dazwischen passiert ist und was Katis Tante im Moment glaubt, haben sie nicht berücksichtigt.
Es geht also darum, wie man Katis Tante verstehen soll und welches Verhalten man akzeptieren muss.

Sprechen über ...
Jana wirft Kati vor, dass sie ihre Tante nicht als Opfer sieht. Kati sagt häufig: die Täterin, wenn sie von ihrer Tante spricht.
Damit hat Kati Recht: man muss es eben in dem richtigen Rahmen sehen.
Wenn Kati sagt, ihre Tante sei Täterin, dann tut sie zweierlei:
  1. Sie weist ihrer Tante eine Rolle zu.
  2. Sie drückt aus, dass sie unter dem Verhalten ihrer Tante leidet.
Sprache hat immer diese beiden Funktionen: einmal teilt sie die Welt ein, zum anderen drücken wir mit der Sprache aus, wie wir uns in der Welt befinden. Sprache teilt die Welt ein, Sprache platziert uns in dieser Welt.
Jede Naturwissenschaft teilt die Welt ein: sie teilt sie in Belebtes und Unbelebtes ein, in Tiere und Menschen, in Männer und Frauen, in Atome und Elemente, in Hunde und Katzen. Unser tägliches Reden über diese Welt ist das Fundament jeder Wissenschaft.
Zugleich platzieren wir uns in der Welt. Wenn ich sage: "Ich habe Hunger!", dann sage ich auch, dass es irgendwo etwas Essbares für mich gibt, und dass dieses Essbare meinen Hunger stillen wird. Ich kann zum Beispiel in die Küche gehen und mir ein Brot machen. Das Beispiel ist jedoch zu einfach. Wenn ich sage: "Ich bin arm.", sage ich zugleich, dass andere Menschen reich sind. Wenn ich sage: "Du verkaufst Brötchen.", sage ich zugleich, dass ich bei dir Brötchen kaufen kann. Wenn ich sage: "Du bist ein Täter.", sage ich zugleich, dass jemand anderes ein Opfer ist.
Wenn Kati also sagt, ihre Tante sei eine Täterin, dann sagt sie gleichzeitig, dass sie ein Opfer ist. Kati teilt hier die Welt ein, zumindest einen Teil der Welt. Und zugleich sagt sie: Hier stehe ich!

Verstehen
Verstehen bedeutet zunächst, dass man die Welt einteilt.
Ich verstehe zum Beispiel, dass es Menschen gibt, die Brote verkaufen und dass es Menschen gibt, die keine Brote verkaufen. Dies ist aber noch die albernste Art und Weise des Verstehens.
Verstehen bedeutet auch, dass ich weiß, wie etwas entstanden ist. Brotverkäufer hat es nicht immer gegeben. Früher haben die Menschen ihre Brote auf flachen Steinen geröstet und es waren eher Brote als Fladen. Dann haben die Menschen einen Dorfofen gehabt, den man einmal in der Woche angefeuert hat und jede Familie konnte dort ihre Brote backen. Später haben bestimmte Menschen Öfen für sich gehabt und jeden Tag Brote gebacken, die sie dann getauscht und schließlich verkauft haben. Heute gibt es Maschinen, die Brot backen, Menschen, die diese Brote von der Fabrik zu den Verkaufstellen bringen und Menschen, die diese Brote verkaufen.
Auch das ist ein einfaches Beispiel.
Schwierig wird es erst, wenn man - wie Kati - jemanden als Täter bestimmt. Zunächst muss ich verstehen, dass Katis Tante eine Täterin ist. Dann aber muss ich verstehen, wie sie zu einer solchen Täterin geworden ist. Jana verweist hier auf die schwierige Kindheit. Das ist richtig, aber zu wenig. Katis Tante hat sich ja nicht in einem Moment von dem misshandelten Kind in eine rachsüchtige Frau verwandelt. Die Tante hat nicht nur akzeptiert, dass sie ein Opfer ist, sie hat auch akzeptiert, dass sie heute noch ein Opfer ist. Und die Tante hat aufgehört, sich selbst zu verstehen. Jeder Mensch kann sich selbst verstehen. Zwar kann ich mich nie vollständig verstehen, aber zumindest in großen Teilen.
Und dass Katis Tante sich selbst nicht mehr verstehen will, dass muss Kati nicht akzeptieren.

Akzeptieren
Neben dem Verstehen gibt es das Akzeptieren. Damit drücken wir aus, was wir hinnehmen und was wir nicht hinnehmen. Damit drücken wir auch aus, ob wir handeln sollten oder nicht handeln sollten.
Ich akzeptiere zum Beispiel, dass es Menschen gibt, die Brot verkaufen. Natürlich könnte ich auch sagen: das akzeptiere ich nicht. Ich könnte dafür werben, dass jeder Mensch sein Brot wieder selbst backt, dass jeder Mensch sein eigenes Getreidefeld hat, sich selbst Korn mahlt, den Sauerteig ansetzt. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass ich damit Erfolg habe.
Kati ist allerdings in einer anderen Situation.
Unsere Gesellschaft stützt sich darauf, dass bestimmte Menschen Brote verkaufen und andere diese Brote herstellen, damit nicht alle Menschen jeden Tag ihre Nahrung selbst herstellen müssen. Nur so können Ärzte den ganzen Tag lang Ärzte sein, und Ingenieure den ganzen Tag lang Ingenieure. Brot können sie trotzdem immer essen, weil sie es sich einfach kaufen.
Kati aber muss nicht hinnehmen, dass ihre Tante sich an ihr und ihrer ganzen Familie rächt. Sie muss auch nicht akzeptieren, dass Jana sagt: Du musst Mitleid mit deiner Tante haben.
Sicher: es ist für Kati besser, wenn sie genauer versteht, warum ihre Tante sich so verhält. Aber sie kann auch einfordern, dass ihre Tante sich selbst versteht oder verstehen lernt.
Gerade auf der persönlichen Ebene greifen Verstehen und Akzeptieren ineinander und dies macht Beziehungen oft auch so kompliziert.
Wenn Jana und Kati miteinander sprechen, sollten sie dies aber gut auseinander halten.
Denn wenn Kati ihre Tante nur versteht, macht sie sich selbst hilflos. Und wenn Kati ihre Tante nicht verstehen will, folgt sie einer sehr kriegerischen Logik.
Unsere Sprache aber macht ja beides und beides gleichzeitig: sie versteht und sie akzeptiert. Unsere Sprache versteht, indem sie die Welt einteilt. Ich sage zum Beispiel: Die neue Fernsehserie ist langweilig! und teile damit die Welt ein: es gibt Fernsehserien im Unterschied zu Fernsehfilmen, im Unterschied zu Kinofilmen, im Unterschied zu Büchern, zu Autor, zu Politikern und zu Steinzeitmenschen. Es gibt aber auch langweilige Fernsehserien im Unterschied zu spannenden Fernsehserien.
Akzeptieren muss ich das nicht! Ich beklage mich über die Fernsehserie, indem ich sage, die Fernsehserie sei langweilig. Beides - Verstehen und Akzeptieren - passiert gleichzeitig.
Wenn Kati nur versteht, warum ihre Tante so ist, dann akzeptiert sie das Verhalten ihrer Tante. Und wenn Kati nur das Verhalten zurückweist, versteht sie nicht mehr das Leid, aus dem ihre Tante heraus handelt.

Kati und Jana streiten sich also, weil Jana nicht handeln will und weil Kati nicht ihre Weltsicht überdenken will. Jana blockiert sich, weil sie Kati und ihrer Familie nicht das Recht zugesteht, Leiden, Rache und Lügen von sich fern zu halten. Und Kati blockiert sich, weil sie lange Zeit Angst hatte, dass sie sich nicht mehr gegen ihre Tante wehren kann, wenn sie ihre Tante versteht.
Heute weiß Kati zum Glück, dass sie sich gegen ihre Tante wehren muss, gerade weil sie sie versteht.
Und sie weiß mittlerweile auch, dass sie, wenn sie ihre Tante als Täterin sieht, ihrer Tante nicht nur die Schuld zuweist, sondern auch ausdrückt, dass ihre Tante sie leiden lässt. Mit Schuldzuweisungen sollte man sehr vorsichtig sein: hier hat Jana Recht, wenn sie darauf hinweist, dass Kati's Tante auch ein Opfer ist. Aber dass Kati handelt und sich wehrt, weil sie unter dem Verhalten ihrer Tante leidet, ist ebenso richtig.

Sonntag, 18. Februar 2007

Manipulation in der Familie

Immer wieder höre ich von Menschen, die in ihrer Familie mit Menschen zusammen leben, die extrem manipulieren. Diese Menschen tragen eine tiefe Verunsicherung in ihre Umgebung hinein und meist entstehen bei nahen Familienmitgliedern auch schwere psychische Störungen.


Wie kann man mit solchen schweren psychischen Störungen umgehen?



Ich möchte zunächst auf eine mögliche Diagnostik eingehen (I) und dann kurz auf ein Modell aus der Familientherapie eingehen (II), auf den Ausdruck "Familienterroristen" (III) und ob man Manipulationen verstehen soll (IV). Schließlich möchte ich auf die Schilderung einer problematischen Situation aus diesem Gebiet eingehen (V).



I Diagnostik nach dem ICD-10


Dissoziale Persönlichkeitsstörung

Für die dissoziale Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.2) typisch sind eine niedrige Schwelle für aggressives und gewalttätiges Verhalten, sehr geringe Frustrationstoleranz, Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen, ein fehlendes Schuldbewusstsein, mangelndes Lernen aus Erfahrung oder Bestrafung, mangelndes Einfühlen in andere. Beziehungen werden eingegangen, jedoch nicht aufrechterhalten. Teilweise sind Dissoziale auch erhöht reizbar. Aus diesen Gründen neigen Patienten mit dissozialer Persönlichkeitsstörung zu Gewalttaten, Kriminalität und Drogen- bzw. Alkoholmissbrauch. Der veraltete Begriff "Psychopathie" für diese Störung wird in der aktuellen Literatur nicht mehr verwendet.


Emotional instabile Persönlichkeitsstörung

Die wesentlichen Merkmale der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.3) sind impulsives Handeln ohne Rücksicht auf die Konsequenzen, ständig wechselnde Stimmungslagen, Unfähigkeit zur Vorausplanung, heftige Zornesausbrüche mit teilweise gewalttätigem Verhalten und mangelnde Impulskontrolle.


Histrionische Persönlichkeitsstörung

Kennzeichnend für die histrionische Persönlichkeitsstörung (ICD-10: F60.4) sind Übertreibung, theatralisches Verhalten, Tendenz zur Dramatisierung, Oberflächlichkeit, labile Stimmungslage, leichte Beeinflussbarkeit, dauerndes Verlangen nach Anerkennung und der Wunsch, stets im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, erhöhte Kränkbarkeit, sowie ein übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität.



Das Problem bei diesen Diagnosen ist, dass sie "irgendwie" auf jeden Menschen zutreffen können. Ich möchte Sie, liebe Leser, also bitten, diese Krankheitsbilder zwar zur Kenntnis zu nehmen, sie aber nicht ständig in der Umwelt zu sehen.

Jeder verantwortungsvolle Arzt stellt differentielle Diagnosen, das heißt, er überprüft seine eigene Diagnose auf ihre Realität, indem er andere, ähnliche Krankheitsbilder hinzuzieht.


Es ist nicht unsere Aufgabe, solche Diagnosen zu stellen. Selbst manche Pychiater sind nicht in der Lage, hier angemessen zu urteilen. Warum also sollten wir dies können?


Wozu stelle ich hier also Krankheitsbilder vor, wenn ich dann ausdrücklich davor warne, sie zu diagnostizieren?

Aus einem einfachen Grund: zunächst helfen uns diese Krankheitsbilder, gegenüber unangenehmen Menschen eine Distanz zu wahren. Nicht die Richtigkeit des eigenen Urteils ist hier wichtig, sondern die Heilsamkeit der Distanz.



II Delegation


Wer sich mit verworrenen Familienbeziehungen auseinandersetzt, wird immer wieder mit einem Phänomen konfrontiert, das höchst erstaunlich ist: Bestimmte Familienmitglieder brechen aus dem Familienalltag in geradezu bestürzender Weise aus, aber niemand sieht es und wenn es gesehen wird, wird es vollkommen widersprüchlich verteidigt.



Dieses Phänomen lässt sich ganz gut mit dem Begriff der Delegation erklären.

Wie in einem Betrieb Aufgaben an Mitarbeiter delegiert werden, so werden häufig in Familien bestimmte psychische Rollen an die Mitglieder delegiert. So besitzt fast jede steinharte und zwanghafte Familie ihren Rauschsüchtigen oder Rauschgiftsüchtigen.

Warum?


Kein Zwang lässt sich ohne ein bisschen Karneval aushalten. Wie manche Zwangskranken zugleich äußerst fröhliche, satirische oder zynische Menschen sind, so können Familien, in denen Zwänge eine große Rolle spielen, die extrem rauschhaften Menschen genau dieses Entlastungsventil spielen, die zum Aushalten der Zwänge notwendig ist.

Nun will der betreffende Mensch nicht unbedingt ein so abhängiger Mensch sein. Es ist ja nicht nur gesundheitsschädigend, sondern verhindert auch jedes normale Leben, jede Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen.



Delegationen kommen in zahlreichen Spielarten vor.

1. So soll der Sohn die Konflikte mit der Mutter austragen, die der Vater sich nicht auszutragen traut.
2. Die Tochter soll einen solchen Mann heiraten, den die Mutter gerne geheiratet hätte.
3. Die Kinder sollen den Erfolg im Leben bringen, den die Eltern nicht haben konnten.
4. Die Kinder sollen die Fehler wieder gut machen, die die Eltern begangen haben.
5. Das Kind soll die Aggresionen oder Depressionen ausleben, die ein Elternteil sich nicht einzugestehen traut.
usw.


Alle Delegationen aber gehen mit Manipulationen einher und die sicherste Form, einen Menschen zu manipulieren, ist,

- ihm fortlaufend bestimmte Absichten zu unterstellen und
- ihn von der Umwelt und anderen sozialen Kontakten weitgehend zu isolieren.


III Familienterroristen

Neulich habe ich dann folgendes Wort gelesen: Familienterroristen. Dieses geht auf einen Artikel von Erin Pizzey zurück.


1. Es ist zwar nur ein kleines Wort, aber ...

"Zwar sind Männer nach meiner Erfahrung ebenso in der Lage, sich als Familienterroristen zu gebärden, doch neigen sie eher zu physischen Gewaltausbrüchen."

Zitat aus dem Artikel

Ok, ich habe selbst ein solches Wort: Harmonieterroristen. Das sind Menschen, die einen mit ihrer Harmonie schwere Schrecken einjagen (terror = tiefgehender Schrecken). Ich habe keine Probleme damit, dieses Verhalten Männern wie Frauen vorzuwerfen, ebenso habe ich keine Probleme damit, Frauen anderen Terror vorzuwerfen, gleich welcher Art. Man denke doch bitte nur an die Diskussion um Brigitte Mohnhaupt.

Allerdings: Familienterroristen, DOCH dann eher physische Gewalt; damit wird doch gesagt, dass Terror keine physische Gewalt beinhaltet, während physische Gewalt noch kein Terror ist!

Aus meiner täglichen Arbeit erfahre ich immer wieder, dass es vor allem die Männer sind, die sowohl psychisch als auch physisch terrorisieren. Andererseits gibt es Frauen, die extrem eifersüchtig sind, die stalken (zwanghaft einen Mann verfolgen), die eine ganze Familie in Atem halten können, sei es durch extreme Rachsucht oder erpresserische Angstattacken.


Wie gesagt, ich habe keine Probleme, Frauen Gewalttätigkeiten vorzuwerfen. Wenn ich mit einer solchen Frau arbeite, gehe ich meist auf dieses Verhalten direkt zu. Bei Männern finde ich das schwieriger. Frauen sehen eher ein, dass sie etwas falsch machen, als Männer. Manche Frauen legen zwar wutentbrannt auf, wenn ich ihnen sage, dass sie die Probleme verursachen, meist aber rufen sie wieder an. Männer sind dort wesentlich krankheitsuneinsichtiger.

Natürlich gelten diese Sätze nur statistisch, nicht aber im besonderen Fall.


Zudem lösen sich die geschlechtsspezifischen Störungen mehr und mehr auf, weil die Geschlechterrollen immer mehr aufgelöst werden, durch Homosexualität, metro sexuality (David Beckham), und so weiter. Jedenfalls gibt es mittlerweile fast so viele Männer mit Essstörungen wie Frauen mit narzisstischer Wut (Mädchen biss Mädchen ein Ohr ab - so titelte letzte Woche die Berliner Zeitung). Ich schreibe hier also gegen eine allzuleichtfertige Abgrenzung zwischen Männern und Frauen, zwischen psychischer und physischer Gewalt. Es mag ja sein, dass der eine oder andere es zu penibel findet, hier auf den kleinen Wörtern herumzuhacken, die eigentlich zwischen dem eigentlichen Inhalt stehen - wie hier dem Wörtchen "doch".

Andererseits sind es gerade diese Präpositionen (doch, weil, während, seit, ...), die unsere alltägliche Logik durchscheinen lassen.



2. Familienterrorismus

Hierzu verweise ich sehr generell auf die Erforschung systemischer Familienstrukturen von der Seite einiger Psychiater, wie z.B. Helm Stierlin ("Familie und Delegation", suhrkamp) und Fritz B. Simon ("Unterschiede, die Unterschiede machen", suhrkamp). Beide berufen sich auf den amerikanischen Anthropologen Gregory Bateson.

Aus dieser Ecke stammt der Begriff der psychischen Delegation, der mit dem des Familienterrorismus eng zusammenhängt.

In der psychischen Delegation werden Seelenanteile eines Familienmitgliedes anderen Familienmitgliedern aufgezwungen. Man kann sich das in etwa so vorstellen wie eine Familienaufstellung in umgedrehter Richtung, nicht heilend eben, sondern krankmachend.

Dass hier Frauen nicht spezifisch benannt werden als diejenigen, die ihre Familien terrorisieren, liegt in der Art der Theorie: sie interessiert sich nicht für eine Ursachenforschung, sondern für die Praxis des Krankmachens und die Praxis des Heilens, das heißt, für Prozesse der Veränderung. Es gibt keinen "weiblichen" Kern in der Krankheit.


Wer also meint, das terrorisieren bei einer Frau auszumachen, der hat noch lange nicht Unrecht. Wer aber sagt, dies sei ausschließlich ein Problem der Frauen, der hat sicher nicht Recht.



3. Spirituelle Aufgabe?

Jede Erfahrung hat natürlich ihren spirituellen Anteil. Nur: ist die Spiritualität eine Aufgabe (ich weiß, ich bin wieder zu penibel), oder ist sie nicht Bedingung unserer (Lebens-)Aufgaben? So würde ich es nämlich eher sehen.

Und ganz allgemein gehalten ist die Aufgabe hier doch: Einsicht in die menschlichen Möglichkeiten, Distanzierung von den menschlichen Möglichkeiten, die schädlich und krankmachend sind.



IV Muss man Manipulationen verstehen?

Natürlich ist jede physische Gewalt auch psychische Gewalt!

Physische Gewalt ist die Handlung, die gewalttätig ist, aber die Möglichkeit dazu muss ja in dem jeweiligen Menschen mitgegeben sein.


Wer andere Menschen misshandelt, hat fast immer (und ich kenne eigentlich keine Ausnahme) Seelenanteile, mit denen er sich selbst psychisch misshandelt. In solchen Fällen rate ich zwar immer dazu, die Hintergründe zu verstehen, sie aber nicht zu akzeptieren.


Ich rede jede Woche mit mindestens fünf Frauen, denen ich erkläre, warum ihr Mann oder ihr Freund sie schlagen oder anderweitig misshandeln. Ganz zwangsläufig folgt die Frage: "Ja, soll ich jetzt zu meinem Mann zurückkehren?"

Nein! - Ganz klar nicht! Gewalt muss zwar verstanden werden - und möglichst gründlich verstanden, aber nie! nie! nie! sollte man sie akzeptieren. Verstehen und akzeptieren sind zwei verschiedene Sachen. Verstehen bedeutet, eine spirituelle Gelassenheit zu entwickeln. Akzeptieren bedeutet, die Gefühle eines anderen in sich eindringen zu lassen. Gewalt darf nie akzeptiert werden.


Auch Manipulationen wie extreme Eifersucht und die Isolierung des Partners von seinen Freunden und seiner Familie sind eine Form von Gewalt.



Verstehen: das ja!

Akzeptieren: auf gar keinen Fall!



V Und wie damit umgehen?

Eine Frau schildert mir ihren Fall aus ihrer Familie so:

Der Täter als Opfer

"Weiterhin ist mir vollkommen bewusst, das auch die Täterin (nennen wir sie mal so) aufgrund eigener Schmerzen, Erfahrungen, Ängste, Leiden usw. handelt und eine eigene bittere Familienstruktur in sich trägt, die sie in dem Kreislauf festhängen lässt... Bis zu einen gewissen Grad habe ich dafür Verständnis, sonst würde mich gar nicht interessieren, wie die Täterin dem ganzen entkommen kann und welches die Lernaufgabe auf spiritueller Ebene für sie sein könnte."

Wobei hier deine Aufgabe und niemandes Aufgabe das Aushalten und Hinnehmen sein kann. Es ist zwar richtig, dass Täter immer auch Opfer sind (und waren). Deshalb allzuviel Verständnis für sie zu haben, halte ich aber für grundlegend falsch.



Intrigen und Rache

"Ich möchte zur Veranschaulichung ein paar kurze Beispiele anführen: Die Täterin hat nach meinem Austritt aus der Familie meiner Oma einen Herzinfarkt mit vollem Bewusstsein und mit purer Absicht beschert, sie hat mich (zeitweise) gezielt in den finanziellen Ruin getrieben, hat Rufmord betrieben, hat Intrigen gesponnen, ständige Drohungen ausgesprochen, Racheaktionen durchgeführt ohne Rücksicht auf Verluste egal für wen usw. ..."

In solchen Fällen empfehle ich hier die ausführliche Dokumentation, auch wenn es sich um einen engen Verwandten handelt und ein gerichtliches Vorgehen. Auch wenn die Täterin Opfer war, müssen bestimmte Verhaltensweisen ausgebremst werden. Unsere Gesellschaft bietet dafür die staatliche Gewalt und die sollte man sich in solchen Fällen zunutze machen.



Sensibilität für den Täter?

"Als sensibler, verständnisvoller Mensch habe ich stets im Hinterkopf gespeichert, das die Täterin ihre eigene schlimme Lebensgeschichte mit sich herumträgt und daher vielleicht einfach nicht anders handeln kann."

Man kann immer anders handeln. Man muss es nur wollen und dann - zumindest versuchsweise - in die Tat umsetzen. Wer sich hier krankmacht, wer sich in seinem Krankmachen genießt - und das scheint mir bei dieser Frau der Fall zu sein - muss eben hart in seine Schranken verwiesen werden.



Psychosoziale Erbschaften

"Doch, jetzt kommt der Knackpunkt. Ich selber habe dank dieser Täterin eine sehr "reiche" Vergangenheit und es wäre durchaus denkbar gewesen das ich ebenfalls in so einen Kreislauf rutsche und meine Vergangenheit wiederrum an anderen auslebe ..."

Hier findest du auch deine spirituelle Aufgabe: die positive Wirkung negativer Erlebnisse gelassen anzuerkennen. Die Situation hat dich sehr geprägt und trotzdem und vielleicht gerade deswegen hast du dich zu der Frau gewandelt, die du heute bist. Der Täterin musst du deshalb trotzdem nicht dankbar sein. Der umgedrehte Weg: die Rache - nun, ich denke, die Frau führt dir gut genug vor, wie unsinnig dieser Weg ist. Also: Gelassenheit heißt, hier etwas zu lassen - die Änderung durch Nicht-Änderung: nicht dich zu ändern, nicht diese Frau zu ändern, sondern mit ruhiger Hand seinen eigenen Weg zu gehen.


Verantwortung: psychosoziale Erbschaften vermeiden

"Tue ich aber nicht, nicht in der beschriebenen negativen Form. Kommt nicht jeder Erwachsene, klar denkende Mensch irgendwann an diesen Punkt, wo er sich fragen muss: will ich so sein wie ich sein will oder lasse ich es zu, dass ich ein Abklatsch meiner Vergangenheit werde und es nicht besser mache, als es mir zuteil wurde? Hat nicht jeder die freie Wahl, es anders zu machen?"

Verantwortung eben: die Verantwortung ist immer ein Bruch mit der Vergangenheit.



Die Möglichkeit hat jeder

"Ich habe es getan. Kann daher das Argument: Die Täterin war selber Opfer überhaupt gelten? Hatte sie nicht die Wahl sich ihrer Opfer Rolle und somit Täterrolle zu entledigen? Oder wurde mir nur unglaubliches Glück zuteil, oder große Stärke, das ich nun die erste in dieser Generation bin, die diesen Kreislauf durchbricht?"

Natürlich hat jeder die Möglichkeit. Nicht jeder ergreift sie. Toll, dass du es geschafft hast.

Wer sich so blind stellt, dass er nicht sieht, welches Leiden er auslöst und wie ungerecht er dabei ist, kann eigentlich nur mit sehr viel Härte zur Verantwortung gezogen werden. Von einem wachen und sensiblen Menschen erwartet man das sowieso.



Die Wiederholung der Situation

"Auf Abstand bin ich gegangen. Aber, wie den Abstand wahren, wenn wieder versucht wird der Existenz, der Gesundheit, dem Ruf und dem Seelenfrieden einiger Familienmitglieder zu schaden? Genau das geschieht nämlich gerade. Betonung liegt klar auf "Es wird VERSUCHT", denn diesmal mit genügend emotionalem Abstand und Hintergrundwissen kann ich differenzierter und sachlicher damit umgehen, Ruhe bewahren und bislang noch dafür Sorge tragen, dass es beim Versuch bleibt ..."

Wie ich oben schon gesagt habe: hier solltest du, wenn Straftatbestände wie Verleumdung, Belästigung, Sachbeschädigung und ähnliches vorliegen, ganz klar auch gerichtliche Maßnahmen ergreifen. Letzten Endes ist diese Frau krank, vielleicht sogar krank im Sinne einer massiven Persönlichkeitsstörung. Dich dagegen alleine zu schützen und hier womöglich noch andere mit zu schützen ist extrem energieraubend, da du es mit starken negativen Kräften zu tun hast. Und genau hier ist es sinnvoll, die Krise zurückzugeben und - zwar eben mit Gelassenheit, aber doch deutlich - hier zu sagen: du hast das Problem. Auch dazu sind Polizei und Gerichte da.

Gerechtigkeit üben heißt nicht, niemandem zu schaden

"Nun wäre interessant, was der psychisch sinnvollste Weg ist, die Situation zu händeln, so dass niemand schaden erleidet, weder Täter noch Opfer ..."

Wie gesagt: mein Eindruck ist hier, dass du alleine das auf Dauer nicht schaffen wirst. Jede Rücksichtnahme ist hier auch deshalb unsinnig, weil die Täterin nicht nur den Schaden schon erlitten hat, sondern ihn stets weiter tragen wird: sie kann die Möglichkeit zur Heilung nur dann bekommen, wenn sie auf diese Brüche zurückgeworfen wird und sich nicht ständig mit Racheaktionen und ähnlichem ablenkt. Dazu muss ihr aber auch deutlich gezeigt werden, dass sie das Problem ist, weil sie das Problem hat. Und - ganz hart gesagt -: manchmal muss man auch die Heilung eines Menschen aufgeben und einfach akzeptieren, dass dieser krank ist und krank bleiben wird.



"... und gibt es eine spirituelle Lernaufgabe hinter dem ganzen, ..."

siehe oben



"... irgendwas greifbares was der Täterin helfen könnte, denn das ist wohl das einzige (Hilfe für die Täterin), was am Ende der ganzen Familie aus der Patsche helfen könnte ..."

Das sehe ich nicht so.

1. Die Täterin sollte ganz deutlich auf ihre eigentlichen Probleme hingewiesen werden. Ihre eigentlichen Probleme sind nicht böse Vergangenheiten und ähnliches, sondern ihr aktuelles Verhalten. Wenn sie nicht mit diesem Verhalten brechen kann, dann muss es von außen initiiert werden.

2. So oder so wirst du die krisenhafte Entwicklung bei dieser Frau nicht abwenden können. Die Frage ist nur, wie viele Menschen sie noch mit sich zieht. Je schneller sie aber in die Krise kommt (crisis = Höhepunkt, der Moment, in dem alle Konflikte gemeinsam "auf der Bühne" stehen), umso eher wird sie sich hier wandeln können (nach der crisis kommt die katharsis: die Heilung, bzw. Reinigung, wobei dies im realen Leben nicht so gut funktioniert wie auf der Bühne). Ich würde hier also keine Kompromisse eingehen.



Ganz wichtig finde ich, dass du vor allem den Kindern hilfst, die Sache mit Humor zu tragen.


Fliegersirenen und Kinderbilder

Die Situation passt hier vielleicht nicht so ganz, aber eine Bekannte hat ihre zukünftige Schwiegerfamilie ziemlich in Aufruhr versetzt und zwar auf folgende Weise:

Sie saß mit ihrem Verlobten bei der Schwiegermutter und deren Familie am Mittagstisch (es ging um irgendeine Familienfeier). Die Schwiegeroma hatte irgendein scheußliches Fleisch gekocht und einige der Kinder mochten dieses Fleisch nicht essen (eigentlich mochte niemand dieses Fleisch essen, aber alle Erwachsenen waren gegenüber der Oma zu höflich). Jedenfalls weigerte sich eines der Kinder, worauf die Oma mit einem Pseudoheulen anfing und jammerte: Der P... hat mich nicht mehr lieb, etc.

Hier hat meine Bekannte eingegriffen. Sie fragte P..., ob es wisse, dass seine Oma im Zweiten Weltkrieg eine berühmte Fliegersirene gewesen sei. P... schüttelte den Kopf. Ja, so erzählte meine Bekannte weiter, sie habe ganze Stadtviertel vor dem Untergang bewahrt, weil sie so schön heulen konnte.

Hinterher gab es natürlich einen Riesenkrach. Einige in der Familie waren erbost von dieser Unhöflichkeit, andere waren auf ihre eingeschüchterte Art und Weise sehr beeindruckt.

P... selbst hat in mehreren Bildern diese Fantasie weiterverarbeitet. Er hat seine Oma gemalt, wie sie auf dem Dach sitzt und heult, während die Flieger ihre Bomben abschmeißen und die Menschen vor ihnen fliehen. Außerdem hat er seine Oma gemalt, wie sie im Garten auf ihrem Liegestuhl sitzt und seine Mutter dazu schreiben lassen: Liebe Oma! Du musst nicht mehr heulen. Der Krieg ist vorbei.

P... hat sich später sehr mit dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt und zwar schon in jungen Jahren (er ist jetzt, soviel ich weiß, zwölf). Zu seiner Oma hat er ein recht distanziertes Verhältnis und seine Tante liebt er heiß und innig. Mit seinem Vater, der seine Schwägerin unmöglich fand, hat er wohl häufig Krach und zu seiner Mutter, die in der Ehe ziemlich duckmäusert, ein eher kühles Verhältnis.

Ein Problem in dieser Familie ist auch immer wieder, dass zwar viele die Probleme sehen, aber jeder zu höflich ist, diese deutlich auszusprechen und damit aus ihrem statischen Dasein zu befreien. P.'s Oma ist - soweit ich das mitbekommen habe - eine sehr manipulierende Frau und P.'s Vater ein steinharter und sehr dogmatischer Mensch. P. selbst sucht sich hier vor allem Kontakte zu den Familienmitgliedern, die deutlich die Konflikte ansprechen und humorvoll sind. Er malt immer noch sehr gerne und will nicht - wie sein Vater - Ingenieur werden, sondern Künstler.


Die Moral der Geschichte ist einfach: Wer die Täter schützt - und wenn auch nur durch zu viel Verständnis -, zwingt die Mitleidenden zu einer irgendwie gearteten Teilnahme an dem kranken Spiel. Sicher war meine Bekannte mit ihrem Einsatz sehr grob: andererseits musste sie so deutlich werden, um dem Kind hier überhaupt eine Möglichkeit zu bieten, sich von diesem Terror zu distanzieren und die Situation umdeuten zu können. So unwahr diese Umdeutung war, so nützlich war sie.



Auch dir würde ich nicht empfehlen, die Täterin zu schützen. Wenn du andeutest, dass sie die ganze Familie belastet (oder: in die Patsche bringt), dann ist es höchste Zeit, hier Grenzen zu setzen.


Adrian

Donnerstag, 15. Februar 2007

Was sind Erinnerungen?

Geht man von den neuesten Gedächtnisforschungen aus, dann sind Erinnerungen folgendes:

  1. Erinnerungen sind keine Inhalte, sondern Strukturen. (Ich erkläre gleich, was das bedeutet.)
  2. Erinnerungen sind Konstruktionen, keine Abbildungen.
  3. Erinnerungen sagen: Das darf mit dem verwechselt werden.
  4. Je ungesättigter - und das heißt: unstrukturierter - Erinnerungen sind, desto schneller verblassen sie.

Zu 1:

Laut der neuesten Gedächtnisforschung bilden Erinnerungen nicht die Welt ab, sondern teilen die Welt ein. Danach ist die Erinnerung nicht das scharfe Bild, das an seinen Rändern zerfließt, sondern im Gegenteil die scharfe Grenze, die zur Mitte hin zerfließt. Die Grenze ist immer die Grenze zu etwas anderem.

Für das Lernen bedeutet dies, dass man immer zwei aneinandergrenzende Sachen lernen sollte und zwar, indem man die Unterschiede zwischen ihnen feststellt. Wenn man die Gemeinsamkeiten zwischen ihnen aufzählt, bildet man eine Schnittmenge oder einen Oberbegriff, der dann schon das dritte Element ist.

Zu 2:

Erinnerungen sind nicht dazu da, sie festzuhalten, sondern um sie (sich) abändern zu lassen. Es gibt zwar sehr feste Erinnerungen, die sich über Jahre hinweg gut halten. Nichtsdestotrotz muss hier vor allem der pragmatische Aspekt der Erinnerung hervorgehoben werden: es geht nicht um die Erinnerung (die sogenannte eigene Vergangenheit), sondern um das Sich-Erinnern (also die Praxis in der Gegenwart) und es ist auch nicht sonderlich interessant, was in der Vergangenheit steht, sondern wie es in der Gegenwart gebraucht wird. Eine erfundene Erinnerung ist deshalb genauso gut wie eine echte Erinnerung. Beides sind Konstruktionen. Nicht die Wahrheit, sondern ihr guter Gebrauch ist entscheidend.

Für das Lernen bedeutet dies: Lerne nicht, sondern bastle dir ein brauchbares Modell (und lerne dadurch).

Zu 3:

Wenn Erinnerungen an ihren Grenzen scharf sind, sind sie "in der Mitte" unscharf. Das heißt auch, dass in ihrem Kern eine Verwechselung liegt. Der englische Mathematiker George Spencer Brown hat in seinem Buch "Laws of Form" das Gleichheitszeichen als "may be confused with" definiert, als "darf verwechselt werden mit". Genauso funktionieren Erinnerungen.

Wenn ich so vieles nicht miteinander verwechsle, dann deshalb, weil ich ein Ereignis, einen Gegenstand, einen Menschen so "durchstrukturiert" habe, dass ich ihn nicht mehr verwechsle. Das kleine Kind sagt noch "wauwau" zur Katze. Der Erwachsene verwechselt vielleicht noch zwei Hunderassen miteinander. Im Mathematikunterricht lernen die Kinder von dem sinnlich konkreten zu abstrahieren, damit 1 Ente genauso viel ist wie 1 Elefant und zwar unter dem Aspekt: Anzahl der Tiere. (Übrigens ist die Abstraktion immer sinnvoll: wenn ich aus einem Durcheinander eine Ordnung herstellen will, muss ich Einteilungen schaffen: ich abstrahiere. Wer sagt, er abstrahiere nicht, erzählt eigentlich nur, dass er weder wahrnehmen, noch denken, noch erinnern kann und das geistige Niveau einer Seegurke nicht toppen will. Zudem ist jede Abstraktion individuell: sie markiert einen kleinen Schritt auf dem Weg zu einem kritischen Denken - wobei Abstraktion allerdings nicht das einzige Gütekriterium ist: Sinnlichkeit gehört genauso dazu.)

Für das Lernen heißt dies, dass man die Dinge aufbrechen, klein arbeiten soll. Analysieren, differenzieren, verteilen. Mit Ironie, Spott und Humor, denn nichts davon ist real (also ein Abbild), aber alles davon ist konstruiert (und dann sollte man mit all seinem Herzblut und all seinem Eigensinn konstruieren).

Zu 4:

Erinnerungen werden also durch Grenzen scharf. Grenzen wozu? Grenzen zu anderen Erinnerungen. Je mehr ich also eine Erinnerung mit anderen vernetze (verbinden heißt hier: gegeneinander abgrenze), desto schärfer wird sie. Nie lerne ich eine Erinnerung alleine, immer kommen diese mindestens zu zweit (anders funktioniert das garnicht). Je weniger ich eine Erinnerung vernetze, umso schneller verblasst sie.

Und für das Lernen heißt das: nutze jede Abweichung, jeden Einfall, jeden wildgewordenen Bocksprung, der dir durch die Gedanken fährt, denn alles, was du noch dazu erinnerst, schärft diese eine Erinnerung in ihren Grenzen. Es ist also nicht das penible Auswendiglernen, was Erfolge bringt, sondern das spielerische und teilweise taumelnde Umkreisen von Themengebieten.

Was nun Erinnerungen angeht:

Sind sie unschön? Dann erzeuge Abweichungen.

Fehlen dir schöne Erinnerungen? Dann konstruier dir welche (zum Beispiel durch intensive Visualisationen oder Phantasiereisen).

Wichtig allerdings: eine Erinnerung hat nicht nur intellektuelle Aspekte, sondern auch körperliche (psychomotorische sagt man in der Psychologie dazu) und emotionale.

Je mehr Emotionen ich habe, gute wie "schlechte" (ich hasse dieses Reden von schlechten Emotionen - irgendwo sind alle Emotionen hilfreich und sinnvoll), desto größer ist die Chance, dass ich Erinnerungen auch emotional gegeneinander abgrenzen kann.

Je mehr ich mit irgendwelchen Sachen handle und umgehe, umso größer ist die Chance, dass ich diese auch psychomotorisch voneinander abgrenze.

Deshalb: je mehr ich handeln kann, umso mehr kann ich diese Handlungsstrukturen den Gefühlen zur Verfügung stellen; je mehr ich fühlen kann, umso mehr kann ich die emotionalen Strukturen meiner Intellektualität zur Verfügung stellen; je mehr ich bewusst denke (das heißt bei vielen Menschen: je intellektueller ich bin), umso mehr kann ich meine intellektuellen Strukturen meinen Handlungen zur Verfügung stellen, womit der Kreis geschlossen wäre. Den Willen hätten wir noch, den ich aber ganz gerne mit der Spiritualität zusammenfließen lasse - die Spiritualität ist (ungefähr) die offene Ganzheitlichkeit des Menschen (obwohl das zu dogmatisch ist).

Rekapitulieren, Phantasiereisen, Modelle basteln und skizzieren, mit dem Thema herumalbern und es aggressiv durchdringen, strukturieren, es singen, tanzen oder malen, sich neue Erinnerungen erfinden und alte durchanalysieren: wissenschaftlich gesehen ist das nichts weiter als das Abbauen/Aufbauen, die Destruktion/Konstruktion, die Dekonstruktion, der Umbau des Gedächtnisses. Anything goes! - The Frage is only, how weit du damit kommst. (Was Paul Feyerabend eigentlich gemeint hat, als er Anything goes! sagte.)

Liebe Grüße,

Ihr Adrian

Alter und neuer Schamanismus - und noch einmal Kultur

Schon länger hatte ich versprochen, dass ich hier in meinem Blog etwas zum Schamanismus schreibe. Eigentlich war dies sogar der Grund dafür, diesen Blog einzurichten, um all diejenigen Ratsuchenden, die bei mir anrufen, eine Gelegenheit zu bieten, sich damit kritisch auseinanderzusetzen.



Googelt man nach dem Wort "Schamanismus", dann findet man eine solche Unmenge an Seiten, dass man sich wie erschlagen vorkommt. Und das Beste ist: Jede Seite enthält andere Heilsversprechen.


Nun: natürlich nicht jede Seite, doch die kritischen Stimmen zu finden ist nicht so einfach.



Wenn man sich die Diskussion um den Schamanismus genauer anschaut, findet man rasch ein seltsames Wort für diese neue Art des Schamanismus: den Neoschamanismus.



Was ist nun der Neoschamanismus?


Die Schamanisten im Internet bezeichnen sich selbst nicht unbedingt als Neoschamanisten. Trotzdem kann man recht schnell unterscheiden, wer Schamane und wer Neoschamane ist.



Die Evangelische Informationsstelle bietet dazu einige wertvolle kritische Anmerkungen an.



Demnach trennen sich Schamane und Neoschamane auf folgende Art und Weise:

  • Der Schamane ermuntert nicht zu Reisen in die Anderswelt. Der Neoschamane bewirbt diese offensiv.
  • Der Schamane hält Reisen in die Anderswelt für gefährlich. Der Neoschamane verbindet damit ein Versprechen auf Glücksseligkeit.
  • Der Schamane wandert nur im Dienste seines Stammes. Der Neoschamane wandert zur Selbsterkenntnis und zum puren Erleben der "Geisterwelt".
  • Der Schamane wandert aus Notwendigkeit. Der Neoschamane wandert aus Neugierde oder Selbstbefriedigung.
  • Der Schamane wandert alleine oder höchstens in Begleitung eines "Schülers". Der Neoschamane bietet Gruppenreisen an.
  • Der Schamane nimmt einen "Schüler" auf unbestimmte Zeit an. Der Neoschamane verlangt Kursgebühren und lehrt ihn in praktischen Wochenendseminaren.
  • Der Schamane ist Schamane. Der Neoschamane ist nebenher auch noch Astrologe, Kartenleger, Reiki-Meister, vertritt den Huna-Schamanismus und die buddhistische Tradition in titelgerechter Mischung.

Vorsicht also auch hier vor solchen Angeboten.



Allzuoft entpuppt sich nämlich die schamanistische Reise als eine schlichte, geführte Phantasiereise, als ein weichgespültes katathymes Bildererleben.


Ich sage damit nicht gegen Phantasiereisen und andere Methoden. Hier geht es mir tatsächlich um eine Abgrenzung und eine Achtsamkeit gegenüber Glaubensarten. Ihr kapitalistischer Ausverkauf jedenfalls kann nicht die Lösung sein.



Echter Schamanismus? Geht das noch?


Das allerdings ist die große Frage.


Können wir hier, mitten in Deutschland, noch echten Schamanismus leben?



Dagegen sprechen viele Tatsachen:

  • Der Schamane wird von einem anderen "echten" Schamanen und meist innerhalb seines Stammes durch einen Ritus initiiert.
  • Der Schamane hat einen Stamm, in den er eingebunden ist.
  • In einem Stamm gibt es selten mehrere Schamanen.
  • Der Schamane gibt Traditionen aus dem Stamm weiter und pflegt diese.

Schon der erste Punkt weist darauf hin, dass ein zukünftiger Schamane sich nicht selbst aussucht, und schon garnicht sich selbst um sein Schamanendasein bemüht, sondern ihn ungewöhnliche Lebensumstände wie außergewöhnliche Träume, krisenhafte Lebenssituationen als Auserwählten zeichnen. Oder glauben Sie, dass die alten Schamanen Flyer geschrieben haben, in denen sie ihre Praktiken angepriesen haben?



Eine andere Frage ist, wo der Schamane heute noch seinen Stamm hat?


Sicherlich: da gibt es diese Gruppen, die ihren Schamanismus gegenseitig pflegen. Allerdings: ist das nicht eher wieder Gruppen-Erlebnispädagogik als echter Schamanismus? So nämlich sehen die Angebote meist aus. - Damit will ich die Angebote an sich nicht madig machen. Vielleicht sind sie ja tatsächlich gut. Aber ernsthaft: Wo gibt es da denn noch Gemeinsamkeiten mit den alten Schamanen? Spätestens dort, wo die schamanistischen Praktiken den kulturellen Grenzen der Peinlichkeit weichen müssen, hört doch jeder Neoschamane auf. Oder würden Sie sich, um Ihre Offenheit gegenüber den helfenden Geistern zu zeigen, nackt ausziehen und um Ihr Dorf oder Ihren Lagerplatz herumlaufen? Zum Beispiel in Hamburg einmal nackt um Altona herum?


Und was ist denn "Ihr" Dorf? Auch das ist eben nicht klar.



Schamanismus, echter, guter, klassischer und traditioneller Schamanismus: das geht eben nicht mehr.



Trotzdem Schamanismus


Aber es gibt Gründe, am Schamanismus festzuhalten.


Einer der wesentlichsten Gründe ist, dass es tatsächlich so etwas wie schamanische Erfahrungen auch in westlichen Kulturen gibt. Und auch wenn man diese nicht als Initiation verstehen darf, sind es eben doch Erfahrungen mit der Anderswelt.



Hier aber stellt sich ein großes Problem:


Was kann und darf dieser europäische Schamane?



Die Neoschamanisten beantworten diese Frage mit zweierlei Maß:


Erstens werden so genannte traditionelle schamanistische Ausbildungen angeboten, sei es im hawaiianischen, sei es im indianischen, sei es im koreanischen Schamanismus.


Zweitens aber werden offiziell oder inoffiziell Versatzstücke in diesen Schamanismus hinein gebracht: Reiki, Traumreisen, Techniken der Erlebnispädagogik und halbtherapeutische Techniken.



Falsch ist das nicht. Nur oft sehr undurchdacht und plakativ.



Jeder traditionelle Schamanismus wird in unserer Kultur nicht funktionieren. Es lohnt sich also nicht, ihn anzubieten. Jeder Schamanismus passt sich an die Gruppe an, in der der Schamane lebt und praktiziert.


Diese Wandlung des Schamanen macht natürlich dann das Anbieten anderer Methoden sinnvoll. Hier ist aber die Frage, inwieweit diese Wandlung durchdacht und auf die Realität der Kultur ausgerichtet ist.



Wie die Evangelische Informationsstelle zum "Bärenstamm" schreibt:


"Aus den Widersprüchen der modernen Gesellschaft führt auch hier keine kulturhistorische Realität, sondern eine ebenso begriffliche wie offensichtliche Fiktion." (ganzer Artikel)



Der Schamane allerdings ist jemand, der die Kultur gerade nicht mit Fiktionen anreichert, sondern mit Realitäten. Die andersweltliche Realität spielt dabei eine zwar wichtige, aber zeitlich sehr begrenzte Sonderrolle. Der Schamane beobachtet ebenso die Entwicklung seines Stammes. Er ist ein Sozialforscher, der qualitative Aussagen macht. In diesem Sinne lassen sich die Erläuterungen von Schamanismus-Information verstehen.


Über diesen Aspekt wird gerne hinweg gelesen. Zu wissenschaftlich erscheint er, zu rational, zu mühsam; man müsse ja sozialkritisch werden und sich auf ernsthafte Auseinandersetzungen einlassen.



Da reist man doch lieber mal zwischen Müsli-Frühstück und dem Weg zur Arbeit zur kranken Freundin und heilt ihr den Schnupfen durch positive Energien weg.


Da macht man auf Mallorca-Sightseeing im Geisterbereich. Was gibt das für Ah!'s und Oh!'s!



Entschuldigen Sie, dass ich hier boshaft werde. (Aber bleibt mir - ehrlich gesagt - etwas anderes übrig?)



Die Erforschung des Sozialen in all seinen Aspekten, die gründliche und gewissenhafte Diagnose, an diesen kommt kein echter Schamane vorbei.


Einfach nur zu behaupten, man habe sich von seinem Kontakt zur Erde getrennt und sei deshalb krank und mit einem selbst auch die ganze Kultur: das ist sehr eindeutig Fiktion. Und das ist vor allem nicht nur Fiktion, dass ist schon die Vorstufe zu absonderlichem Verhalten, Soziopathie und paranoiden Weltsystemen.



Was also kann und darf und soll der europäische Schamane?


Der neue, der europäische Schamane sollte und müsste mit der Kultur als Ganzes arbeiten.



Kultur? Was das ist?


Die Ethnologen (also die "Volkskundler") haben sich seit langer Zeit von dem Begriff der Kultur verabschiedet. Zu schwierig sei er, zu ungenau, zu vorbelastet (siehe auch hier).



Kann man trotzdem die Kultur definieren? Ja, wenn man sie nicht als Einheit sieht, sondern als ein örtliches Gemisch.


Deshalb gibt es hier eine kleine praktische Anweisung, wie Sie sich Ihre eigene Kultur schaffen:

  1. Ziehen Sie zunächst um Ihren Wohnort eine mehr oder weniger weitläufige Grenze.
  2. Erforschen Sie alle kulturellen Phänomene innerhalb dieser Grenze.
  3. Da alles, was innerhalb dieser Grenzen passiert, auch Kontakt zu dem Jenseits der Grenzen hat, erforschen Sie auch die Kultur außerhalb dieser lokalen Grenzen. Fernsehen und Zeitschriften, Maggi-Suppen und ungarische Salami, Ihr Geld und Ihre Kleidung werden wohl kaum in Ihrem direkten Umfeld hergestellt. Ihr Strom kommt auch nicht aus der Steckdose, sondern aus dem Atomkraftwerk in dreihundert Kilometer Entfernung. Trotzdem sind all diese Dinge in Ihrem Umfeld vorhanden. Wollen Sie also innerhalb der Grenzen Ihre Kultur erforschen, müssen Sie ständig diese Grenzen überschreiten.
  4. Und wenn Sie schon dabei sind, Grenzen zu überschreiten, dann machen Sie es sich doch gleich zur Pflicht, diese nicht nur entlang der üblichen Wege zu überschreiten, sondern auch der unüblichen Wege. Wann haben Sie das letzte Mal etwas von Goethe gelesen? Kennen Sie Jürgen Habermas oder Niklas Luhmann? Gehen Sie ins Museum? Backen Sie Kuchen für Schulfeste, die nicht aus den Fertigteigmischungen von Aldi bestehen? Züchten Sie Kräuter? Oder setzen Sie sich ernsthaft mit politischen Gemälden auseinander? - Nein? Warum nicht? Nicht esoterisch genug? Oder muss man erst das Wort "Heilversprechen", und "Jetzt mit kostengünstigem Wochenendseminar in naturnahgelegenem Tagungshaus" draufpappen, damit Sie mal wieder zu Goethes "Faust" greifen oder ernsthaft kreativ werden?

Sie merken schon: die Kultur habe ich Ihnen nur als Widerspruch definiert.


Gehen Sie zu eingeschränkt mit dieser Kultur um, werde ich spottlustig. (Humor, Scherze, Ironie, Spott: das ist etwas Wundervolles! - viel besser, als aus dem Bauch heraus seine Natürlichkeit zu schöpfen.)



Der Schamane also muss neben all seinen mystischen Tätigkeiten - wenn schon, denn schon - auch ein großer Beobachter und ein großer Mischer der Kultur sein.


Vielleicht - aber nur vielleicht, denn sicher bin ich mir damit auch nicht - werden wir dann irgendwann echte europäische Schamanen haben.



Das hat irgendwie auch etwas mit Selbsterfahrung zu tun - aber nicht vorrangig.



Diesmal sehr streitsüchtig und anstrengend,


Ihr Adrian



P.S.:


Bei google wird mit folgender Anzeige geworben:


"Neo-Schamanismus 2006 - Ursprüngliche Erkenntnisse angepasst an heutige Bedürfnisse"


So weit, so gut. Nichts anderes sage ich auch.


Dann aber folgt das Angebot, das dahinter steht: Selbsterkenntnis, Stressabbau, Gruppenverfahren. Aber Schamanismus? - Nicht die Spur davon!


Im Gegenteil! - Lesen Sie zum Beispiel diesen Satz von der ersten Seite: "Erst wenn wir unsere inneren Kräfte und Resourcen anzapfen und erweitern, können wir unseren tagtäglichen Herausforderungen effektiver begegnen." - Was halten Sie von diesem Satz? Wäre doch eigentlich toll, oder? Nur sollten Sie bedenken, was dahinter steht: hier wird nicht die Heilung einer Gesellschaft versprochen, nicht ein Arbeiten an einer besseren Kultur. Hier wird die Anpassung an die gesellschaftlichen Entwicklungen versprochen, und seien diese noch so krank und gnadenlos. Aber das kann nun wirklich kein Schamanismus sein! (Dazu ein leider vergriffenes, aber hervorragendes Buch. Vielleicht wird es ja noch einmal neu aufgelegt.)

Angst- und Panikattacken

Viele der Menschen, die mich zur Beratung anrufen, haben Angst- oder Panikattacken.
Ich arbeite da immer schon am Rande der Therapie, empfehle aber jedem, sich eine Therapie zu suchen. Eine Therapie kann ich nicht ersetzen.

Meine Arbeitsmethode ist, dass ich mit den Ratsuchenden "Traumreisen" ausmache, d.h. Reisen zu speziellen Orten, die auf der einen Seite mit der Angst und ihren Folgen konfrontieren, auf der anderen Seite Hilfsorte sind. Das funktioniert recht gut.

Allerdings (und noch einmal): eine Therapie kann das nicht ersetzen und wenn ein Ratsuchender bereits eine Therapie macht, verlange ich sehr ausdrücklich, dass meine Ratschläge zuerst vom Therapeuten abgesegnet werden (wobei das noch nie ein Problem war und mich zweimal sogar schon die Therapeuten angerufen haben, der eine, weil er selbst ein Problem hatte, der andere, um mir für die Arbeit mit der Betreffenden zu danken - so etwas höre ich natürlich gerne, aber nicht jedem Therapeuten wird das Recht sein und dann ist der Therapeut wichtiger als meine Ratschläge und Hilfen).

Die Traumreisen suche meist ich für den Ratsuchenden aus. Manchmal reicht hier auch nur ein Impuls, und der Ratsuchende kann sich eine solche Traumreise alleine weiter entwickeln.

Je nach Persönlichkeit des Ratsuchenden gibt es ein paar Regeln, die man beachten sollte.

  • Eine der wichtigsten Regeln ist, in der Reihenfolge eher von der Wirkung zur Ursache zu gehen als umgekehrt. Obwohl es auch hier Ausnahmen gibt.
  • Eine zweite sehr wichtige Regel ist, sehr verschiedene Hilfsorte aufzusuchen, also nicht nur emotionale Hilfsorte, sondern auch intellektuelle, körperliche und spirituelle Hilfsorte.
  • Die dritte Regel ist, klein anzufangen, sowohl von der Konfrontation mit den Ängsten her als auch von dem Umfang der Stationen, die der Ratsuchende bereist. Erweitert werden kann das immer noch.

Als Hilfsregel bitte ich meine Ratsuchenden immer, sich die Stationen der Reise ungefähr aufzumalen. Ungefähr heißt natürlich so krickelig und krakelig wie man's eben kann. Aber das Aufzeichnen unterstützt die Erinnerung, mit der man sich durch die einzelnen Stationen bewegt. Die Reise selbst ist oft sehr emotional und je klarer man den vorgeschriebenen Reiseweg geht, umso wirkungsvoller ist diese Methode. - Ein großer heilender Anteil der Reise ist nämlich schlichweg die Tatsache, dass man von dem Weg nicht abweichen darf und sich so sehr bewusst darin einübt, bestimmte Phantasien zu haben und bestimmte Phantasien nicht zu haben. - Also keine Esoterik, sondern einfache psychische Mechanismen, die hier wirken.


Liebe Grüße,
Adrian

Erschreckend ...

In den letzten Jahren hat man immer öfter von Kindesmisshandlungen lesen müssen.
Das ist erschreckend.
Gleichzeitig hat die Gewalt unter jungen Jugendlichen zugenommen. Neuerdings patroullieren sogar private Sicherheitsdienste in Schulen und in so genannten Problemvierteln.

Aber das wissen Sie und das will ich auch gar nicht erzählen.
Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit eher auf ein zunächst nebensächliches Problem lenken.

Verregeln
Auf der einen Seite werden Schulen, Ausbildungen, junge Karrieren weiter verregelt, auf der anderen Seite auch das Zusammenleben mit Kindern.

Wenn Justizministerin Zypries ein Gesetz vorbereitet, mit dem Kinder besser vor Vernachlässigung und Misshandlungen geschützt werden sollen, ist dagegen prinzipiell nichts einzuwenden. Im Gegenteil, es ist sogar zu begrüßen. Einerseits.

Andererseits sind Gesetze eben "nur" Gesetze.
Wenn man dem deutschen Soziologen Niklas Luhmann folgt, dann wird mit Hilfe eines Gesetzes über Recht und Unrecht entschieden. Diese Entscheidung erfolgt in einem Verfahren. Nun ist Ziel und Zweck dieses Verfahrens nicht vornehmlich die Hilfe, sondern das Sprechen von Recht. Unser positivistisches Rechtssystem handelt funktional, und damit "eigensinnig".
Ein Gesetz zum Schutz von Kindern schützt eben zuallererst nicht die Kinder, sondern erstellt neue Formen, wie Verfahren ablaufen, wie Recht gesprochen wird. Was darüber hinaus passiert, verursacht dann manchmal Erstaunen oder Zorn.

Über Weihnachten sind zwei Säuglinge - eines in Berlin, das andere in Köln - durch Misshandlung und Vernachlässigung gestorben. Nun meldet sich Zypries zu Wort. Sie will eine neue Gesetzesinitiative starten, durch die Kinder besser vor Gewalt, Misshandlung und Vernachlässigung geschützt sind.

Wie könnte dieses Gesetz nun lauten?

Etwa so?:
“Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.”
Nun ist allerdings die Feinheit dabei, dass dieses Gesetz längst existiert. Ich habe ein Gesetz von 2001 teilweise zitiert (§1631 Abs. 2 BGB).

Was also könnte Zypries hier noch regeln wollen? - Es sind dreierlei Sachen, die man aus der Zeitung erfährt:
1. Der Richter soll zukünftig den Eltern die Weisung erteilen können, ihr Kind ärztlich untersuchen zu lassen.
2. Der Richter muss nach einiger Zeit sein Urteil überprüfen. Dies war bisher nicht zwingend vorgesehen.
3. Der Familienrichter soll zukünftig mit den Eltern Gespräche führen können, in denen der Richter den Eltern nahe legen kann, staatliche Hilfen in Anspruch zu nehmen.

Verregelung - dies hatte ich oben schon angemerkt - ist hier das Thema.
Es geht mir hier nicht darum, ob es sinnvoll ist, Kinder zu schützen - das ist nur selbstverständlich.
Mein Problem besteht darin, was eine solche Verregelung ausdrückt und was sie erwirkt.

Ausdruck und Wirkung
Im Ausdruck finden wir das tiefe Misstrauen, ob Elternschaft mit einer fähigen Erziehung einhergeht. Sicherlich ist dieses Misstrauen auch mal gerechtfertigt, aber zugleich zeigt es auch die Unsicherheiten in unserer Gesellschaft, wie wir mit Kindern umzugehen haben. Und es zeigt, dass hier vielen Eltern die positiven Erfahrungen fehlen und auch die positiven Vorbilder, die sie nachahmen können.
Die Verregelung drückt also aus, dass es in unserer Gesellschaft an Leitbildern guter Elternschaft fehlt.
Das ist zum einen eine Geldfrage. Heile Familien sind nun mal selten bei armen Menschen zu finden. Doch ist das nur der eine Aspekt. Der andere Aspekt ist, dass uns im alltäglichen Fernsehen vor allem Familien vorgelebt werden, die "irgendwie" reich sind, zumindest wohlhabend. Armut, Erziehung und Skandal scheinen sich dagegen automatisch zu bedingen, zumindest in den Zeitungen und Berichten. Wenn die jungen Eltern schon keine gesunde Verantwortlichkeit aus ihrer Kinderzeit mit sich bringen, so sollten die Massenmedien sich hier stärker um ein positives Bild von armen Eltern bemühen. Geld ist das eine, Vorbilder, auch für Erwachsene, das andere.
Armen Eltern hilft es nicht, wenn sie sehen, dass wohlhabende Eltern ein gesundes Verhältnis zu ihren Kindern haben.

Und was erwirkt die Verregelung?
Zunächst nur ein anderes Verfahren. Der juristische Zugriff auf das Verhältnis zwischen Eltern und Kind erhöht sich. Wir wissen, dass dies manchmal wichtig ist; wir wissen alle, dass der Zugriff der Richter und Jugendämter auch sehr ungerecht und falsch sein kann.
Die Entscheidungen zugunsten des Kindes sind oftmals Entscheidungen, die den Eltern auch Verantwortungen abnehmen, die diese eigentlich übernehmen könnten und sollten.
Statt also die Verantwortung bei den Eltern zu erhöhen, und dies in einer gesunden Art und Weise, wird sie weggenommen. Die Verantwortlichkeit sinkt.

Fehlende Vorbilder, sinkende Verantwortlichkeit --- ich habe hier nur einige Probleme angesprochen, und dies sehr allgemein, unter denen Kinder, aber auch junge Eltern zu leiden haben.
Die Hilflosigkeit mancher Eltern ist erschreckend, aber auch ihr Unverständnis für ihre Kinder. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass die Eltern sich bei ihren Kindern dafür rächen, dass sie - die kleine, junge Familie - in der Gesellschaft nicht mehr gut aufgehoben ist.

Umdenken? - Ja, bitte!
Brauchen wir ein anderes Verständnis von Kindern und Familie? - Das wird niemand bestreiten.
Ob sich dies über Gesetze regeln lässt, ist fraglich. Ob mehr Geld für die Eltern als alleinige Maßnahme ausreicht, ebenso; obwohl es hilfreich ist, wenn Eltern keine Existenzängste haben müssen.

Letzten Endes aber ist ein Umdenken gefragt und die Anstrengung jedes Einzelnen. Verregeln wird nichts nützen, anders denken - und deshalb ander handeln - hoffentlich schon.

Diesmal nachdenklicher,
Ihr Adrian

Rassistisch? - oder nicht?

Heute bin ich dem Fahrrad zu meiner neuen Wohnung gefahren. Als ich an einem Park vorbeikam, warf ein türkischer Jugendlicher einen Knaller nach mir. Ich habe sofort gewendet und ihn ziemlich angeschrieen.
Sagt er zu mir: "Was willsn du, du Rassist?"
Sage ich zu ihm: "Seit wann sind denn Idioten 'ne Rasse?"
Er hat das nicht verstanden. Also habe ich mich noch ein Weilchen mit ihm herumgestritten, bis seine Freunde ihn weggezogen haben.

Wenn ich mir also ansehe, wie viele Türken tagtäglich hart arbeiten, ihre kleine Geschäfte achtzehn Stunden am Tag aufhalten, freundlich und zuvorkommend sind, dann finde ich für andere Türken - allerdings auch für viele Deutschen - nur beschämende Worte.
Eines können wir uns von vielen Türken nämlich wirklich abschauen: diese herzliche Freundlichkeit, die unserer Kultur so oft fehlt.

Übrigens erzählt mir meine Tante öfters von den Türken in der Türkei. Meine Tante ist notorische Türkeibesucherin, reist dort viel herum und kennt sich hervorragend in der Geschichte aus. Manche Türken dort unten glauben, dass die deutsche Türken insgesamt Verbrecher sind (was meine Tante immer wieder verneint). - Seltsam, nicht wahr?

Und wo wir schon dabei sind: Sie kennen doch sicherlich noch das Wort Multikulti. In den letzten Jahren wird es nicht mehr so häufig verwendet. Zu Recht, wie ich finde. Das Wort Multikulti unterstellt, dass viele Kulturen einfach so nebeneinander herleben. Wie falsch diese Vorstellung ist! Als ob es kulturellen Kontakt ohne Mischung gäbe, als ob es Kulturen ohne Mischung gäbe! - Wir schimpfen auf die vielen englischen Wörter? Mag ja sein. Wer aber schimpft auf die französischen Wörter? Nun waren die zweihundert Jahre früher dran. Oder die Japan-Begeisterung seit der Weltausstellung 1878 (glaube ich) in Paris, die indienseelige Limonade eines Hermann Hesses? Irgendwie lehrt uns die Geschichte hier doch etwas, oder? - Mischt sich nicht alles Kulturelle ständig? Und ist nicht alles Kulturelle ein Gemisch?

Nun gut, vielleicht sind Aushänge wie "cheep sale" an 50-Cent-Geschäften übertrieben. "Pilliger Ferkauf" hätte es auch getan. Nicht nur an Apotheken.

Euer Adrian

Tarotkarten legen

Wenn man ein wenig im Internet herumschnüffelt, findet man alle möglichen Aussagen darüber, wie man Tarotkarten legen kann oder zu legen hat.

Ich mag hier über die richtigen Wege, wie man Tarotkarten legt, gar nicht entscheiden. - Dies für andere zu entscheiden, halte ich für gefährlich und deshalb falsch. Hier also zunächst einige Tipps für Anfänger.

Wie wähle ich Tarotkarten aus?

Es gibt mittlerweile zahlreiche Tarotkarten-Decks. Manche sind alt, andere recht neu, einige mit vielen Symbolen, andere eher emotional.

Wie kann man als Einsteiger mit dieser Vielfalt umgehen?

Zunächst halte ich es für günstig, sich vor Ort mit einem Tarotdeck vertraut zu machen. Das heißt zunächst, dass Sie ein Tarotdeck in den Händen halten können sollten. Ihr erstes Tarotdeck sollten Sie deshalb keinesfalls über das Internet kaufen.

Gehen Sie stattdessen in eine Buchhandlung oder einen Esoterikladen, der Tarotkarten führt. Schauen Sie sich jedes Deck gut an und entscheiden Sie sich erst dann.

Wenn Sie sich immer noch unsicher fühlen, sollten Sie keine Karten kaufen und lieber später noch einmal wieder kommen.

Manchmal treffen einen bestimmte Tarotkarten sofort. Dann spüren Sie unwillkürlich die Kraft dieser Karten. Ein solches Deck können Sie (und sollten Sie) kaufen.

Wie gehe ich als Anfänger mit Tarotkarten um?

Zunächst sollten Sie sich einen guten Aufbewahrungsort für Ihre Tarotkarten überlegen.

Manche Menschen basteln sehr liebevoll ein Haus, eine Pyramide oder eine Schmuckkiste für ihre Tarotkarten. Das ist natürlich eine wundervolle Idee. Hier sollten Sie aber selbst ein wenig Ihrem Gespür nachgehen.

Ich habe meine Tarotkarten einfach in ein schönes, gelbes Tuch eingeschlagen, wenn ich sie nicht benutze. Dieses Tuch mit den Karten lege ich in die Mitte meines Medizinrades.

Wenn Sie sich Karten ziehen, sollten Sie vor allem eines bedenken:

Es gibt hunderte Bücher zur Deutung von Tarotkarten. Und ich will jetzt nichts gegen diese Bücher sagen.

Allerdings: neben den Deutungen aus den Büchern, die immer intellektuelle Deutungen sind, ist der persönliche und intuitive Bezug zu den Karten sehr wichtig.

Sie wissen wahrscheinlich selbst gut genug, dass das Intellektuelle das Intuitive verdrängen kann. Deshalb empfehle ich Ihnen zunächst, keine Bücher zu lesen, sondern sich nur auf der intuitiven Ebene mit den Karten auseinanderzusetzen.

Deuten Sie also nicht, sondern spüren Sie den Empfindungen nach, die die Karten in Ihnen auslösen.

Dazu ziehen Sie sich am besten morgens eine Tageskarte. Diese Karte steht nicht dafür, was Ihnen an diesem Tag passieren wird. Sie empfiehlt Ihnen, an diesem Tag genauer auf das zu achten, was die Karte in Ihnen auslöst.

Erst wenn Sie genügend mit den Karten vertraut sind, sollten Sie die Karten zur Deutung nutzen.

Bei fast jeder Deutung haben Sie nämlich das zusätzliche Problem, dass Sie nicht nur die Karten für sich deuten müssen, sondern auch in ihrem Verhältnis zueinander. Und dazu gehört viel Erfahrung.

Professionelle Kartenleger sind deshalb viel mehr als nur Kartenleger.

Natürlich gibt es auch hier viele Wege und nicht nur einen richtigen. Vielleicht werden gerade Sie einen völlig neuen Weg beschreiten. Seien Sie mutig. Intellektuell gesehen ist eine Sackgasse zwar nur eine Sackgasse. Emotional und spirituell gesehen ist eine Sackgasse eine Erfahrung, durch die man neue Türen öffnen kann, gerade dort, wo eben noch eine Wand war.

Welche Möglichkeiten gibt es für einen professionellen Kartenleger, mit Kartenlegungen umzugehen?

Ich möchte hier drei Richtungen umreißen: die Kreativität, das Verhältnis Bewusstsein/Unbewusstes, die Spiritualität.

Kreativität

Die spielerischste Form ist die Arbeit an der Kreativität.

Zunächst: Was ist Kreativität?

Kreativität wird als die Fähigkeit definiert, Neues zu erschaffen.

Diese Definition sieht recht einfach aus. Nur ist sie das überhaupt nicht. Leider!

Was ist das Problem dieser Definition?

Das Problem liegt in dem Wort "Neues". Neues nämlich in Bezug auf was? Neues in Bezug auf die Kultur? Aber Sie wissen ja selbst: das meiste, was man selbst macht, wurde von irgendjemandem schon vorher gemacht und immer gibt es auch jemanden, der es sogar besser gemacht hat.

Irgendjemand hat schon mal ein solches Bild gemalt.

Irgendjemand hat schon mal ein solches Gedicht geschrieben.

Irgendjemand hat schon mal diese Gedanken zu Papier gebracht.

Was also sollte daran neu sein? Was sollte daran kreativ sein?

Sie merken selbst, dass also an dieser Definition alles hakt: Auf der einen Seite ist die Kreativität eine der herausragendsten Eigenschaften des freien Menschen. Auf der anderen Seite scheint Kreativität garnicht möglich zu sein. Picasso, Dali und Cezanne waren bessere Maler. Werke von Brecht, Goethe oder Arno Schmidt können wir sicherlich nicht in ihrer Qualität schlagen. Trauen Sie sich zu, eine Oper zu schreiben, die genausogut ist wie Puccinis "Tosca"?

Nein? Sind Sie also doch nicht kreativ?

Wie gesagt liegt das Problem darin, welchen Bezugspunkt man für das Neue setzen will. Wählt man die ganze Kultur, dann wird man kaum jemanden finden, der etwas Neues schafft. Zudem setzt man die Kultur höher als den einzelnen Menschen. Das aber ist eine mindestens seltsamen Entscheidung.

In der Sozialwissenschaft gibt es seit etwa fünfzig Jahren ein Schlagwort: Lebensweltorientierung. Hinter diesem Wort steht der Gedanke, dass der Mensch von seinem Umfeld geprägt wird, aber auch sein Umfeld beeinflusst. Dieser Gedanke erscheint Ihnen wahrscheinlich nicht neu. Das liegt aber daran, dass er mittlerweile sehr geläufig ist. Noch vor hundert Jahren glaubten viele Menschen daran, dass ein Mensch mit festen Eigenschaften geboren wird und die nie ändern kann. Heute wissen wir das zum Glück besser. Der Mensch wird von seinem Umfeld geprägt und kann in sein Umfeld eingreifen; und genau hier spielt jetzt die Kreativität eine große Rolle.

Ich sehe die Kreativität nämlich als die Fähigkeit an, mit der ein Mensch in seiner Lebenswelt Neues erschaffen kann und dadurch seine Lebenswelt und auch sich selbst ändern kann. Kreativität ist deshalb tatsächlich ein Mittel zur Selbstverwirklichung. Kreativität ist deshalb aber auch ein Mittel zur Veränderung des Umfeldes. Kreativität ist nicht nur bunt; sie ist therapeutisch, weil sie dem Menschen hilft und sie ist politisch, weil sie das Umfeld verändert.

Wenn zum Beispiel eine Frau, die bisher immer gegenüber ihrem Mann geschwiegen hat und duldsam war, den Mut aufbringt, sich gegen diesen Mann zu stellen, dann ist sie sehr kreativ. Sie bringt etwas Neues in ihre Lebenswelt ein. Sie fängt an, sich zu verwirklichen und verändert damit auf kleinster Ebene die Politik zwischen den Geschlechtern. Und aus hunderttausend Tropfen wird dann ein Strom.

Wenn ein Kind sich weigert, länger mit seinem Vater Matheaufgaben zu machen und diese alleine durchrechnen will, ohne dass der Vater hilft, ist das Kind sehr kreativ. Es setzt sich zudem gegen den Vater durch und übernimmt Verantwortung für sein Handeln. Eine nicht nur kreative sondern auch politische Entscheidung. Wenn hunderttausend Menschen verantwortlich handeln, gäbe das eine mittelgroße Stadt, in der man glücklich leben könnte.

Wenn ein Mann nach vielen Jahren Arbeit sich endlich Zeit nimmt, ein lange gewünschtes Hobby endlich zu lernen und zum Beispiel wirklich jedes zweite Wochenende Angeln geht, dann ist das kreativ.

Was für den einen kreativ ist, muss nicht für den anderen kreativ sein. Es kommt eben darauf an, wie der Bezug zwischen dem Menschen und seiner Lebenswelt ist.

Was aber haben jetzt die Tarotkarten damit zu tun?

Von der Kreativitätspsychologie aus machen Tarotkarten folgendes:

Sie helfen dem Ratsuchenden, bestimmte Aspekte seines Lebens auszuwählen. Dies ist gerade dann wichtig, wenn der Ratsuchende sich nicht gut entscheiden kann - aus welchen Gründen auch immer er sich nicht gut entscheiden kann.

Die Karten geben Hinweise darauf, was man ausprobieren sollte. Das heißt, sie geben Tipps, wo und wie Neues in die Lebenswelt eingebracht werden kann und wie ein Mensch kreativ werden kann. - Wie ich oben gezeigt habe, ist Kreativität nicht und häufig nicht das bunte Bild, das dahingeklimperte Klavierstück, das stolpernde Gedicht. Kreativität kann unangenehm sein. Kreativität kann sogar sehr unangenehm sein.

Stellen Sie sich vor, dass diese Frau, die ihrem Mann zum ersten Mal widerspricht, weiß, dass er gewalttätig reagieren wird. Das ist keine niedliche Kreativität. Da kann niemand hinkommen und schreien: "Och, is' das alles hübsch bunt hier! Un' das ham Se selbst jemacht?"

Hier helfen die Tarotkarten, einen guten Weg zu gehen, gute Freunde können einen stützen, ebenso wie Gleichgesinnte. Ein guter Berater an der Seite kann einem hier auch helfen, die unangenehmsten Wirkungen der Kreativität zu vermeiden und trotzdem kreativ zu sein.

Die Tarotkarten regen Gedankensprünge an.

Manchmal klafft zwischen den Tarotkarten und dem Leben eines Ratsuchenden ein Riesenspalt.

Wenn diese Frau, die von ihrem Mann so unterdrückt wird, die "Liebenden" gelegt bekommt, was wird sie wohl sagen? Aber ich kann jetzt nicht so gehen, und irgendwo liebe ich ihn ja auch, und was soll ich denn machen? Ich habe keinen Beruf, kein eigenes Geld und wer will mich denn jetzt noch haben, mit achtundvierzig?

Trotzdem. Beim Lesen merken Sie vielleicht schon, dass diese Frau nicht nur unterdrückt wurde sondern auch sich selbst unterdrückt. Sie muss sich nicht nur aus einer Beziehung befreien, sondern auch von sich selbst befreien.

Die Liebenden als Karte sagen ihr auch: nutze diese Beziehung, um für dich selbst zu wachsen, nicht, um dich klein zu halten. Sie wird fragen: wie soll ich denn diese Beziehung nutzen? In diesem Fall - und es ist zugegeben ein schwieriger Fall - muss der große kreative Schritt der Befreiung in kleine Schritte aufgeteilt werden. Sich eine Arbeit suchen, vielleicht in ein Frauenhaus ziehen, vielleicht den Kontakt zu Freundinnen intensivieren, möglicherweise sie zu ermutigen, bei der nächsten Prügel auch die Polizei aufzusuchen. Ihre schlechten Gedanken aus ihrem Kopf zu verbannen. Sich die Zeit zu nehmen, eigene Sachen zu machen.

Hier kommt es eben auf die ganz einzigartige Person an.

Zum Schluss aber führen die Tarotkarten, wenn man sie kreativ nutzt, immer zu Handlungen. Ohne Handlungen gibt es keine wirkliche Kreativität.

Kreatives Kartenlegen ist vielleicht die oberflächlichste Form des Kartendeutens. Mit den Karten wird ein Aspekt des Lebens ausgewählt. Dieser Aspekt steht als Hinweis im Mittelpunkt der nächsten Stunden, Tage oder Wochen. Der Ratsuchende sollte möglichst oft seine Aufmerksamkeit auf diesen ausgewählten Aspekt richten. Die Karten geben zudem Assoziationen vor, in denen man für eine Zeit lang eine Lösung suchen sollte. Und schließlich kann man anhand der Karten und möglichst mit einem guten Freund oder Berater praktische Schritte zur Verwirklichung der Kreativität planen.

Diese Aufgabe ist allerdings nicht einfach, sie ist insgesamt nicht einfach. Vielleicht ist das kreative Kartenlegen nicht so tief auf die seelische und spirituelle Ebene ausgerichtet, aber die Beratung ist trotzdem anspruchsvoll und braucht viel Hintergrundwissen, Sensibilität und soziale wie emotionale Intelligenz.

Das Verhältnis Bewusstsein / Unbewusstes

Auch hier mag ich zunächst näher bestimmen, was diese beiden Begriffe bedeuten.

Da wir beide Begriffe in unserer alltäglichen Sprache benutzen, sind sie unscharf geworden. Unscharfe Begriffe führen zu Missverständnissen. Ich werde nicht alle Missverständnisse ausräumen können, aber hoffentlich doch einige.

Das Bewusstsein - besser als "Ich" bezeichnet - vermittelt zwischen dem Unbewussten und der Kultur. Das Bewusstsein ist vor allem aber der Ort, wo wir uns unsere Gedanken machen. Diese Gedanken sind seltsame Diplomaten. Sie dienen zwei Herren: den Zwängen und Freiheiten der Kultur einerseits, andererseits den Impulsen des Unbewussten.

Manchmal werden Impulse aus dem Unbewussten unterdrückt oder entstellt.

Manchmal schreckt das Bewusstsein vor den Freiheiten der Kultur zurück oder lehnt sich gegen die Zwänge auf.

Dieses Spiel im Bewusstsein führt zu den zahlreichen bunten Erscheinungen, die man Menschen nennt. Die einen sind friedlich, die anderen ungestüm. Die einen sind kess, die anderen nachdenklich. Die einen planen sorgfältig und mit Liebe ihre Schritte. Die anderen hüpfen spontan und lustvoll ins kalte Wasser.

Alles nur Sternzeichen?

Nicht wirklich. Jedes Kind, das im Sternzeichen des Löwen geboren ist, kann durch frühkindliche Misshandlung gebrochen werden. Der selbstbewusste Löwe ist durch schlimme Erfahrungen zu einem gequälten und unsicheren Charakter geworden.

Der individuelle Charakter hat immer einen Einfluss auf das, was uns spirituell mitgegeben worden ist.

Der individuelle Charakter bildet sich in der Auseinandersetzung des Bewusstseins mit Kultur und Unbewusstem.

Und hier können dann auch die Karten klärend eingreifen.

Gerade Menschen, die viel Leid in ihrem Leben erfahren haben, schleppen viele alte seelische Verletzungen mit sich herum. Diese alten Verletzungen sind oft mit sinnvollen Lösungen bedacht worden. Aber wenn dieser Mensch sich weiter entwickelt, können diese Lösungen plötzlich falsch werden: statt dem Menschen zu helfen, machen sie ihn krank.

Hier kann ein sensibler und möglichst auch hellsichtiger Kartenleger Klärungshilfen geben. Er kann herausfinden, wo ein Ratsuchender sich selbst blockiert, und ihn auf alte Ängste und unabgeschlossene Trauer hinweisen. Ein fundierter Kartenleger kann auch Lösungshilfen anbieten.

Allerdings:

Der Kartenleger ersetzt nie eine Therapie und ein Kartenleger ist auch kein Therapeut. Jeder professionell arbeitende Kartenleger wird hier keine Heilsversprechen geben, sondern im Zweifelsfall darauf hinweisen, dass hier ein therapeutisch geschulter Psychologe der bessere Ansprechpartner ist.

Ich habe es schon öfter erlebt, dass sich Kartenleger mit sehr viel Arroganz und kernigen Sprüchen gegen klassische Therapieformen gestellt haben.

Ich habe ebenso oft erlebt, dass die Ratsuchenden damit nicht von ihren Problemen weggekommen sind und sich häufig ihre Probleme verschlimmert haben.

Deshalb möchte ich jedem folgende Regel mitgeben: Ein Kartenleger, der sich gegen Therapieformen, Therapien und Therapeuten stellt, ist nicht professionell, sondern gefährlich.

Davon abgesehen können manche Kartenleger trotzdem Recht haben, wenn sie einem Ratsuchenden eine andere Therapie oder einen anderen Therapeuten empfehlen.

Überprüfen Sie in einem solchen Fall immer, wie viel Kenntnis der Kartenleger von den Therapien hat! - Viele Kartenleger haben nämlich keinerlei Ahnung, wovon sie sprechen, wenn sie von Therapie sprechen. Wie aber sollte ein Kartenleger die schwierigen Prozesse einer Therapie nachvollziehen können, selbst wenn er hellsichtig ist, wenn er dies nicht mit einem guten Wissen verbinden kann? Meist eben kann er das nicht! Und auf Ausnahmen sollten Sie nicht hoffen.

Überprüfen Sie, ob der Kartenleger Ihnen Heilsversprechen macht und wie wahrscheinlich diese sind! - Geht es hier also darum, Sie vor dem Therapeuten ernsthaft zu warnen, oder darum, Sie in die Fänge des Kartenlegers zu bekommen, sei es aus Geldgier, sei es aus Machtgier?

Überprüfen Sie, ob der Kartenleger Ihnen nach dem Mund redet! - Damit bedient er nur Ihren allerersten Glauben, tut Ihnen schön und baut Ihnen ein illusorischen Luftschloss auf. Leider sind Luftschlösser nur Luftschlösser und man kann tief fallen, wenn man sie betreten will - so ziemlich genau bis auf den harten Boden der Realität. Kein professioneller Kartenleger wird Ihnen Unangenehmes ersparen, ebensowenig wie ein Therapeut Ihnen Unangenehmes ersparen wird. Jeder Kartenleger mag Ihnen auch die erfreulichen Sachen lieber sagen. Nur wird Ihnen kein guter Kartenleger zu einer Illusion verhelfen, die sich irgendwann in Nichts auslöst.

Sollten Sie eine Therapie machen und gleichzeitig einen Kartenleger aufsuchen, seien Sie hier bitte gegenüber Ihrem Therapeuten ehrlich. Ein Kartenleger kann ein sehr starker Berater sein. Er kann tatsächlich manchmal hilfreicher sein als ein Therapeut.

Sie allerdings sollten sich hier nicht zwei unverbundene Hilfen leisten.

Warum? - Jede Form von seelischem Leid beruht auf Spaltungen. Spaltung bedeutet, dass Sie einen Teil ihres Charakters unterdrücken, entstellen oder nicht sehen wollen. Das seelische Leid teilt Sie sozusagen in einen offiziellen und einen unterdrückten, abgespaltenen Charakter auf.

Wenn Sie sich jetzt zwei oder noch mehr Hilfen bei Ihren seelischem Leid leisten, und diese nichts voneinander wissen, dann wiederholen Sie den krankmachenden Mechanismus in Ihrem Leben und machen sich womöglich noch kränker.

Deshalb nochmal der Rat: Auch wenn es Ihnen gegenüber dem Therapeuten peinlich ist zu sagen, dass Sie auch einen Kartenleger um Rat fragen, seien Sie ihm bitte gegenüber ehrlich. Nicht wegen dem Therapeuten, sondern wegen Ihnen selbst.

Spiritualität

Was ist Spiritualität?

Jedenfalls nicht dieser Quark, der aus schamanischen Reisen so einen Mallorca-Touri-Quatsch macht.

Jedenfalls nicht diese Kartenleger, die einem sagen, man werde am 23. April 200x den Mann seines Lebens treffen.

Jedenfalls nicht diese seltsamen Gestalten, die uns auf schlecht fotografierten Bilder Gegenlicht-Reflexe für UFO-Erscheinungen halten lassen wollen.

Spiritualität ist etwas anderes.

Spiritualität ist Gelassenheit, Humor und Ernst.

Spiritualität ist Weisheit, Intelligenz und Gefühl.

Spiritualität ist Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Spiritualität ist Körper, Geist und Seele.

Spiritualität ist Kreativität, Intuition und Auseinandersetzung.

Spiritualität ist Alltag, Politik und Kunst.

Spiritualität ist der ganzheitliche Mensch in seinem Wirken und Schaffen.

Wer nur hellsieht, ist nicht spirituell.

Wer nur Karten legt, ist nicht spirtuell.

Wer nur Engel sieht, ist nicht spirituell.

Es kann sein, dass der Hellseher gut hellsehen kann. Aber wenn er nur hellsieht, sieht er nicht den ganzen Menschen.

Es kann sein, dass der Kartenleger hervorragend Karten legt. Aber wenn er nur Karten legt, wird er nie den ganzen Menschen erfassen.

Es kann sein, dass der Mensch, der Engel sieht, und einen tiefen Kontakt zu den Engeln der Menschen hat, keinen Kontakt zum ganzen Menschen aufbauen kann.

Auch ein Schamane ist mehr als ein Wunderknabe, der Weihrauchkerzen anzündet, Steine aus dem Yellowstone-Park zu seltsamen Rädern zusammenlegt und mystische Gesänge anstimmt.

Ein Schamane ist Freund und Zeuge, Berater und Richter, Forscher und Lehrer, Sänger und Dichter, Handwerker und Künstler. Und als solcher kann ein Schamane in der modernen, globalisierten Gesellschaft auch nicht einfach Wundertüten und Geistheilungen verteilen.

Neben der Heilung ist die edelste Aufgabe des Schamanen, dem Mensch eine freiheitliche und gelassene Einbettung in seine Umwelt zu ermöglichen.

Das ist Spiritualität.

Alles andere ist weichgespülter Esoterik-Kommerz.

Können also Tarotkarten spirituell gelegt werden?

Natürlich!

Die Tarotkarten behandeln auf diesen 78 Karten alle Aspekte des menschlichen Lebens. Deshalb sind Tarotkarten ganzheitlich und deshalb sind sie auch spirituell.

Aber ohne die Arbeit zwischen Berater und Ratsuchendem können die Karten sehr rasch einseitig werden.

Viele Menschen legen sich selbst die Tarotkarten und sind irgendwann sehr enttäuscht, weil sie nicht vorwärts kommen. Sie wissen noch nicht einmal genau, worin sie nicht vorwärts kommen. Dann konnten sie den ganzheitlichen, spirituellen Aspekt der Tarotkarten nicht verwirklichen.

In solchen Fällen kann oftmals ein guter und kritischer Freund helfen oder eben ein guter Berater.

Woran erkennt man einen guten Berater?

  • Er hört zu und fragt nach.
  • Er urteilt nicht so schnell.
  • Er zeigt Tendenzen auf und wie Sie diese beeinflussen können.
  • Er sagt Ihnen nie, dass etwas auf jeden Fall so passieren wird und Sie dabei keine Entscheidungsfreiheiten haben. (Es sei denn natürlich, eine Lage ist wirklich aussichtslos. Ein Haus, das in drei Tagen zwangsversteigert werden soll, kann von keinem Kartenleger der Welt vor dieser Zwangsversteigerung gerettet werden.)
  • Er verspricht keine Wunder und keine Wunderheilungen.
  • Ein guter Berater sagt Ihnen auch, was er nicht kann und wann er sich unsicher ist.
  • Er weist auf andere Professionelle hin. Vor allem wird Ihnen kein guter Berater vormachen, er könne Ihre zukünftigen Krankheiten sehen und Ihnen damit den Arztbesuch ersparen.
  • Er wird Ihnen keine Lottozahlen legen. Das Glück, das im Schicksal so wichtig ist, hat nichts mit dem kleinen Glück einer Maschine zu tun. Rein garnichts. Sonst wären alle guten Berater reich. (Sie sind es nicht! Glauben Sie mir das.)
  • Er informiert sich in Zweifelsfällen, liest Bücher und recherchiert im Internet.
  • Er hat Humor.
  • Er gibt Ihnen praktische Tipps, wie Sie kreativ arbeiten können und empfiehlt Ihnen Bücher, mit denen Sie selbstständig arbeiten können.
  • Er sagt Ihnen auch unangenehme Sachen über Sie. Aber er hilft Ihnen auch, damit umzugehen.
  • Er warnt und ermutigt, aber er macht Ihnen keine Angst vor der Zukunft und lässt Sie auch nicht die Zukunft wie ein Fernsehprogramm konsumieren.
  • Kein guter Berater macht Ihr persönliches Glück davon abhängig, dass Sie ihn möglichst oft anrufen.
  • Ein guter Berater beendet das Gespräch, wenn er dem Ratsuchenden geholfen hat.

Und noch einmal:

Ein spiritueller Berater wird Sie nie nur mit mystischen Erscheinungen überschütten.

Ziel und Verwirklichung der Spiritualität ist die gute und ganzheitliche Verbindung des Menschen mit seiner Umgebung. Und das sollte dann auch in der Beratung zu spüren sein.

Sie sollten zwar immer auch sich selbst überprüfen, ob Sie überhaupt bereit sind, sich zu ändern und an sich zu arbeiten.

Auf der anderen Seite ist das beste Zeichen, dass ein Berater gut ist, wenn er Ihnen Hilfen gibt, mit denen Sie sich ändern können.

Denn jede gute Beratung ist darauf ausgerichtet, den Ratsuchenden zu einem guten Selbstberater zu machen. Jede gute Beratung endet irgendwann.

Und jeder gut Beratene wird sein Leben mit mehr Freiheit und Selbstverantwortung, mit mehr Ganzheit und Humor leben können.

Ein gut beratener Mensch ist ein Mensch, der selbst spirituell geworden ist. Mit oder ohne Hellsicht. Mit oder ohne Fähigkeiten zum Kartenlegen. Mit oder ohne Engelskontakten.

Schluss

Ich hoffe, ich konnte Ihnen hier hilfreiche Tipps geben, worauf Sie achten sollten.

Ich hoffe natürlich auch, dass ich Ihnen Anregungen geben konnte, mit denen Sie zum Arbeiten an sich selbst kommen.

Sollten Sie Fragen und Anregungen haben, können Sie mir gerne einen Kommentar schreiben.

Adrian