Kartenlegen und Traumdeutung
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Samstag, 21. April 2007

Den inneren Zoo auffüllen

Inneres Team
Ob man nun vom Inneren Team oder von Seelenanteilen spricht: jede Person, jede Atmosphäre, die wir intensiv durchlebt haben, hinterlässt einen Seelenanteil. Im Laufe unseres Lebens sammeln wir so eine ganze Menge Seelenanteile zusammen. In der Psychologie spricht man eher vom Inneren Team, so zum Beispiel Schulz von Thun in seinem Buch "Miteinander reden III – Das »Innere Team« und situationsgerechte Kommunikation". Im Schamanismus spricht man eher von Geistern, unterschiedlichen Energien oder eben Seelenanteilen.
Wie dem auch sei: das Innere Team hat einen festen Platz in der Psychologie bekommen und zahlreiche Therapien arbeiten mit diesem.

Als ich mich vor Jahren mit der Psychologie des Inneren Teams beschäftigt habe, faszinierte sie mich sofort. Ich las und las. Dann aber kam die Enttäuschung. Ich versuchte zu bestimmen, was meine Seelenanteile sind, und hier war mir so einiges überhaupt nicht klar. Liegt das an mir? fragte ich mich. Erst später erkannte ich das Problem. Bücher, die vom Inneren Team sprechen, gehen davon aus, dass man sofort deutlich in sich hineinsehen kann. Das ist – zugegeben – ein wünschenswerter Zustand. Allerdings: dass man sich selbst jeden Moment klar sehen kann, ist doch extrem selten.
Und gerade wenn man damit beginnt, mit dem Inneren Team zu arbeiten, steht man vor großen Problemen. Gerade hat man einen Mitspieler in seiner Seele erkannt, schon ist dieser verschwunden und stattdessen sitzt ein anderer da. Das ist so, als würden in dem Bärenkäfig im Zoo plötzlich Kamele herumspazieren, während der Bär verschwunden ist.

Um hier Klarheit zu schaffen, finde ich folgende Übung sehr nett (und sehr arbeitsintensiv):

SEINEN INNEREN ZOO AUFFÜLLEN
Dazu sucht man sich zunächst wichtige innere Anteile und verwandelt diese in (Phantasie-)Tiere. Jedes Tier bekommt einen Steckbrief, in dem seine Lebensweise beschrieben wird: wann es aktiv wird - ähnlich den tag- und nachtaktiven Tieren hier natürlich die Situationen, in denen es hervorkommt und sich zeigt -, welche Spuren man von ihm finden kann - d.h. welche Handlungen es in unserem Leben hinterlässt (diese bitte ganz konkret beschreiben: Tassen zerschmeißen, zittern, Zigaretten rauchen, in den Park gehen, lachen, die Anna anrufen und stundenlang über Ex-Beziehungen quatschen, etc.) -, wovon sich das Tier ernährt, mit welchen anderen Tieren es in Gemeinschaft lebt, in Symbiose, oder als Parasit.
Diese Übung führt meist dazu, dass man die ersten zehn Steckbriefe immer wieder umschreibt, bis sie einem "passen".

Hier sind einige "Tiere", die euch dazu anregen können, selbst Tiere zu suchen: der duckmäuserische Nettling, der Beziehungsbohrer, der abendliche Gesprächshastling, das Große Schwestertier, das gemeine Verstummerchen, die Scham-Maus, der Nicht-so-wichtig-Quaker, und so weiter ...

Ganz wichtig, wenn man einige der schon vorhandenen Tiere beschrieben hat: man kann sich neue Tiere erfinden, die eigentlich noch nicht im inneren Zoo existieren. Die beschreibt man auch. Zusätzlich muss man hier aber eine Expedition entwerfen, wie man dieses Tier einzufangen gedenkt und mit welchen Schwierigkeiten man rechnet. Mit Expedition ist hier natürlich gemeint, wie man sich diesen neuen Seelenanteil, dieses neue Tier erzeugt. Wenn ihr Lust habt, schreibt eine Geschichte dazu - und habt dabei natürlich möglichst viel Spaß!

Während der erste Teil der Übung manchmal recht mühsam ist - man muss sich durchbeißen und viel mit sich selbst auseinandersetzen -, macht der zweite Teil der Übung sehr viel Spaß. Man kann ja seiner Phantasie freien Lauf lassen und sich die irrwitzigsten Tiere ausdenken: den kleinen und den großen Chef-Auffresser, den gemeinen "Mach's doch selbst!"-Brüller, die südliche Prachteule (auch Lachende Elke genannt - lebt in Symbiose mit dem niedlichen Brad-Pitt-Imitierer), die schreckliche Piratengeiß, den großmäuligen Wutunterdrücker, etc.
Besonders schön ist es natürlich, wenn man sich diesen Zoo dann aufzeichnet.

Viel Spaß dabei,
Adrian

Dienstag, 10. April 2007

Der helfende Dritte

Ich hoffe, ihr habt alle schöne Ostern gehabt.
Ich jedenfalls hatte sie.

Zu meinem Beitrag "Männer?" kommentierte Schwarze Wölfin, dass nicht nur Männer häufig veränderungsunwillig seien. Natürlich hat sie recht! - Ich war hier gerade etwas genervt von meinen Geschlechtsgenossen.

Spielregeln
In den letzten drei Tagen hat uns eine Frau etwas in Atem gehalten. Nennen wir sie der Einfachheit halber Astrid. Astrid ist die Mutter eines vierjährigen Mädchens. Der Vater dieses Mädchen - nennen wir ihn Timo - ist ein guter Freund von mir. Timo ist mittlerweile schwul.
Ich habe eine Tochter im selben Alter. Wir haben uns - wie sollte es sonst sein? - auf einem Spielplatz kennen gelernt.
Ostern haben wir gemeinsam verbracht. Timo und Astrid, meine Frau und ich, unsere Kinder. Nachmittags haben wir Spiele gespielt. Wir alle haben natürlich so gespielt, selbst mein zehnjähriger Sohn, dass die beiden vierjährigen Mädchen gewinnen würden und natürlich waren beide total stolz, als sie so weit vorne lagen und eigentlich sicher war, dass sie gewinnen würden.
Dann aber änderte Astrid - die Mutter - mitten im Spiel die Spielregeln ab, gegen die gebräuchlichen Spielregeln: hätten wir das durchgehen lassen, hätte sie das Spiel gewonnen.

Ich bin ziemlich sauer und dann auch laut geworden. Diese Regeländerungen wollte ich nicht durchgehen lassen. Schließlich hat Astrid auch beleidigt beigegeben.

Ich kenne Timo zwar erst seit zwei Jahren, aber er hat mir ziemlich viel von der Beziehung zu dieser Frau erzählt. Dass sie die Regeln mal so und mal so abändert, kommt ziemlich häufig vor. Timo spricht mit ihr zum Beispiel ab, dass er seine Tochter donnerstags vom Kindergarten abholt. Er kommt zum Kindergarten. Seine Tochter ist schon abgeholt worden - von Astrid natürlich. Er ruft sie an. Ja, sagt sie, sie hat es sich anders überlegt.
Freitags ruft sie ihn an, warum er seine Tochter nicht vom Kindergarten abholt. Timo wusste von nichts. Sie wirft ihm vor, er würde sich nicht um seine Tochter kümmern. Timo gerät in Panik. Er hat kein Sorgerecht und noch nicht mal ein Besuchsrecht für seine Tochter. Astrid hat gerichtlich erkämpft, dass er das nicht bekommt. Angeblich sei Timo zu labil.
Gut, Timo ist tatsächlich sehr labil. Aber er liebt seine Tochter und er ist ein hervorragender Vater. Timos Labilität zeigt sich eher gegenüber dieser Frau. Wir sprechen immer wieder darüber, dass sie die Wirklichkeit verdreht und dass sie die eine oder andere Tatsache einfach erfindet oder verändert oder weglässt. - Timo beschreibt sich selbst als vergesslich und hat immer wieder Angst, dass er tatsächlich irgendetwas falsch wahrgenommen hat.

Zu alldem kommt Timos Homosexualität. Astrids Eltern sind gegenüber Timo extrem feindselig. Der Streit wird hier über das kleine Mädchen ausgetragen. Timo sei, weil er homosexuell sei, für die Kleine gefährlich. Er würde sie, so behaupten die Großeltern, missbrauchen. Das hat die Kleine ihrem Vater wörtlich gesagt. Nur verstanden hat sie es - zum Glück! - nicht.

Wie Astrid hier, nur um zu gewinnen, die Spielregeln verändert, konnten wir beim Spielen eines Brettspieles deutlich beobachten. Und nach allem, was ich von Timo erfahren habe, macht sie es in ihrem sonstigen Leben genauso.

Mein Streit mit Astrid hatte dann folgende Auswirkung: Astrid hat am nächsten Morgen Timos Schwester angerufen und ihr erzählt, dass Timos Freund - hier wurde ich also mal rasch homosexuell gemacht - Timo gegen sie und ihre Tochter aufhetzen würde.
Die Schwester war sehr beunruhigt. Timo hatte eineinhalb Jahre nach der Geburt seiner Tochter einen Nervenzusammenbruch gehabt. Er hatte sich damals schon entschieden, schwul zu leben. Der Arzt in der Nervenklinik hatte sie damals eingeladen, um hier ein "klärendes" Gespräch mit beiden zu führen. Daraufhin schilderte Astrid die Beziehung zu Timo zunächst in den leuchtendsten Farben, und dann sei er plötzlich, aus heiterem Himmel, komisch geworden. Der Arzt sagte dann, vor Astrid und vor Timo, schwere psychische Erkrankungen kündigten sich häufig durch homosexuelle Verschmelzungstendenzen an.
Natürlich war die Beziehung zwischen Astrid und Timo nie einfach und auch eigentlich recht kurz gewesen. Von einer Bilderbuchbeziehung konnte man schon garnicht sprechen. Timo reagierte auf diese Beschreibung von Astrid sehr aggressiv. Dies kommentierte der Arzt damit, Timo würde die Wirklichkeit verkennen und Astrid brauche sich keine Sorgen zu machen.

Hier wird sehr deutlich, wie die Annahme, jemand sei psychisch krank, seine eigentlich gesunde Reaktion als krank erscheinen lässt.

Auch Timos Schwester ist immer in Hab-Acht!-Stellung. Sie liebt ihren Bruder sehr, aber sie hat Angst, dass er wieder zusammenbricht.
Astrids Anruf bei ihr hat sie alarmiert. Sie hat dann bei Timo angerufen und, wie sie mir später erzählte, herauszuhören versucht, ob Timo wirklich wieder "krank" wird. Dadurch war der Anruf natürlich sehr verwirrend. Timo wusste nicht, nach welchen Spielregeln seine Schwester spielt, während seine Schwester ihn schonen wollte und ihm ihre Spielregeln nicht erklärt hat. Der Anruf ist also seltsam verlaufen. Jetzt war Timo richtig verwirrt, denn er hatte das Gefühl, seine Schwester sei ärgerlich auf ihn, wolle ihm dies aber nicht zeigen. Die Schwester hingegen dachte, dass Timo durch einen bevorstehenden Nervenzusammenbruch so seltsam reagiert, und war ihrerseits sehr verwirrt, was sie nun tun sollte.
Von Astrids Anruf bei der Schwester wurde natürlich kein Wort gesagt.

Timo hat uns dann gebeten, mit seiner Schwester zu telefonieren, um herauszufinden, warum sie ärgerlich auf ihn ist.
Mir hat sie dann natürlich von Astrids Anruf erzählt, und ich konnte hier eine Gegendarstellung zu Astrids Geschichte liefern.

Daraufhin löste sich das Ganze - glücklicherweise - in Wohlgefallen auf.

Nicht nur Brettspiele haben Spielregeln. Auch Beziehungen haben ihre offiziellen und heimliche Spielregeln.
Astrids Spielregeln scheinen zu lauten: Ich mache die Spielregeln! Ich gewinne immer, notfalls, indem ich die Spielregeln ändere!

Natürlich gehören hier zwei Seiten dazu. Timos Spielregel lautet eher: Ich passe mich immer an! - Als Astrid die Regeln des Brettspiels zu ihren Gunsten geändert hat, hat ja nicht Timo eingegriffen, sondern ich.
Timos zweite Spielregel lautet: Auf heimliche Regeländerungen reagiere ich verwirrt und denke, dass ich Schuld habe, wenn ich verwirrt bin! - Das ist ein Teufelskreis: Statt hier die Spielregeln deutlich einzufordern, die bisher üblich waren, versucht Timo sich hier an Regeln anzupassen, die er manchmal garnicht kennt, und scheitert damit natürlich.
Timo versucht hier also, den Konflikt zu vermeiden und beschwört damit einen meist noch viel schlimmeren Konflikt herauf: das fehlende Sorgerecht und Besuchsrecht für seine Tochter, der Nervenzusammenbruch. - Und das ist tatsächlich nicht Astrids Verantwortung. Das muss er selbst lernen.

Zirkuläres Fragen
Seltsamerweise hat mir das Osterfest noch eine schöne kleine Überraschung gebracht. Ein anderer Freund versorgt mich immer mal wieder mit Büchern, und diesmal sollte es das Buch "Zirkuläres Fragen" von Fritz B. Simon und Christel Rech-Simon sein.
Die beiden Autoren bieten ein höchst vergnügliches Lehrbuch der Systemischen Therapie mit recht ausführlichen Protokollen aus Therapiesitzungen. Es lohnt sich, das zu kaufen.

Die systemische Therapie beschäftigt sich mit solchen Fragen wie: Welche Spielregeln gilt für welches Familienmitglied? - Das Buch passte hier also hervorragend zu unserem Erlebnis mit Astrid und Timo.

Der helfende Dritte
In dem Buch findet sich ein Fallbeispiel, in dem sich eine Frau als therapieresistent zeigt.
Tatsächlich ist die Ehe der Frau eigentlich keine schöne Ehe. Die Ehe führt zu Belastungen. Die Frau wird krank. Sie geht in die Therapie, um sich von ihrer Krankheit therapieren zu lassen. Dann geht sie zurück in die Ehe.
Der Therapeut, der hier mit der Frau arbeitet, hilft also Mann und Frau eine Ehe aufrecht zu erhalten, die die beiden ohne Hilfe nicht ertragen könnten. - Der Mann scheint hier dem Therapeuten die Aufgabe zuzuschieben, sich um das seelische Wohl seiner Frau zu kümmern, wie ein guter Ehemann das tun würde. Gleichzeitig kann der Mann aber sicher sein, dass der Therapeut kein ernsthafter Konkurrent ist: der Therapeut darf keine sexuelle Beziehung zu der Patientin einnehmen.

Hier also ist das Problem, dass der Therapeut nicht die Lösung des Problems ist. Er gehört zu dem Problem mit dazu. Und solange er Therapeut bleibt, existiert dieses Problem auch weiter. Kein Wunder also, dass keine Therapie bei der Frau anschlägt.
Umgekehrt ist natürlich, dass der Therapeut, wenn er seine Rolle aufgibt, automatisch die Ehe gefährdet, was zu einem Abbruch der Therapie führt. Offiziell und vielleicht sogar berechtigterweise hat hier der Therapeut seine Kompetenzen überschritten oder sie nicht genügend erfüllt. Inoffiziell hat er natürlich die heimlichen Spielregeln zwischen den Ehepartnern durchbrochen: der Therapeut kümmert sich um die Frau, der Mann bezahlt, die Frau ist krank, der Mann hat als einziger sexuellen Kontakt mit ihr.

Diese Arbeit mit den Spielregeln ist ein sehr machtvolles therapeutisches Instrument.
Herr Simon und Frau Rech-Simon schildern in ihrem Buch humorvoll und spannend die Auswirkungen solcher Spielregeln und wie man dann konkret mit ihnen umgeht. Zudem ist das Buch hervorragend lesbar.

Insofern war dieses Ostern höchst lehrreich für mich.

Euer
Adrian

Sonntag, 25. März 2007

Blog: Liebe und Partnerschaft

Ich freue mich ja immer wieder, wenn ich einen Blog finde, der gut ist. Gut, das heißt: informativ. (Unschöne Blogs sind solche, die nur mit langweiligen Tagessachen vollgeschrieben werden oder mit pseudo-informativen Informationen.)

Hier nun ein wundervoller Blog: Erfüllte Beziehungen.
Die Psychotherapeutin Ingrid Strobel schreibt über ein reiches und lebendiges Leben zu zweit, und das ganz hervorragend.
Aber lest ihre Artikel doch einfach selbst. Das überzeugt vielleicht mehr als meine Worte.
Adrian

Sonntag, 18. März 2007

Eigene Schwächen

Eigene Schwächen sollte man zugeben können - vor allem, wenn diese offensichtlich sind.
Ich gestehe hier also aus vollstem Herzen, dass ich schlecht mit Grafikprogrammen umgehen kann und deshalb die Werbung auch seltsam unangepasst aussieht. - Der Fehler wird in den nächsten Tagen hoffentlich von mir befriedigend behoben.

Nicht ganz so schön finde ich auch, dass der eigentliche Blog fast ganz verschwindet, wenn man den Bildschirm nicht nach unten scrollt. Auch da werde ich mich um eine Lösung bemühen. Ich hätte mich natürlich vorher informieren können. Allerdings habe ich hier sehr spontan eine Idee umgesetzt und hatte dann natürlich nicht die Zeit, mich um grafische Feinheiten zu kümmern.

Viel ernster ist dagegen, dass ich heute festgestellt habe, dass ich Kommunikationsfehler begehe. Und das, obwohl ich mich seit Jahren mit den Problemen der Kommunikation beschäftige. Nun - ab und zu braucht man einen Dämpfer, oder?
Übrigens habe ich eigentlich keine Probleme, die zuzugeben. Vernunft bedeutet doch auch, seine eigenen Grenzen anzuerkennen. Und da die Kommunikation nichts ist, was man beherrschen könnte, kann man auch Fehler nicht vermeiden.

Menschlich bleiben, rate ich diesmal mir selbst.

Adrian

Sonntag, 11. März 2007

Sich entschuldigen & Verwirrt sein (wer jetzt verwirrt ist, bei dem entschuldige ich mich)

Ein ganz kurzes Wort vorneweg: Natürlich verwende ich für alle Menschen, über die ich in diesem Blog schreibe, geänderte Namen. Zwar nutze ich hier für einzelne Darstellungen Aufzeichnungen, die viele Jahre alt sind, aber auch mal ganz aktuelle. Gerade da finde ich es wichtig, dass die Menschen die Chance haben, anonym zu bleiben.

Lupa also schrieb (vorgestern):

Sorry, ich bin's nochmal.

Liebe Lupa!
Nie - nie, nie, nie - für eine Anfrage oder etwas ähnliches bitte entschuldigen. Für eine Unhöflichkeit, ja, aber das ist ja bei dir keineswegs der Fall. Nachdem ich zwanzig Jahre Karten lege, und das meist für Frauen, mittlerweile aber auch für viele Männer, ist mir vor allem eines klar geworden: Frauen entschuldigen sich viel zu oft für das, was sie sind. Und ein Satz - wie deiner - ist wahrscheinlich noch das geringste Problem. Manche Frauen sind von ihrer Charakterstruktur ein einziges Sich-Entschuldigen-Wollen(=Müssen). Das ist erschreckend.

Also: Frau-sein, liebe Lupa, heißt keinesfalls sich klein machen müssen, nicht bei irgendeinem Mann und nicht bei mir.

Lupa hatte ich den Tipp gegeben, in ihrer derzeit sehr schwierigen Situation mit dem Freien Schreiben anzufangen. Sie schreibt zurück:

Ich bin Deinem Rat gefolgt, hab frei geschrieben...10 Minuten reichten nicht aus ... es kam viel Bekanntes aber auch Neues.
Jetzt steh' ich ein wenig neben mir, weiß nicht so recht, wohin damit.
Naja, jedenfalls scheint es was zu bewegen

Liebe Lupa!
Was deine Verwirrung mit dem freien Schreiben angeht: die meisten Menschen reagieren so darauf. Das legt sich nach einigen Tagen. Einfach weiterschreiben, einfach weiter alles kommen lassen.
Hier wirst du wahrscheinlich mit dem ganzen Theater deiner inneren Stimmen konfrontiert und deshalb auch mit dem ganzen Chaos, wenn alle auf einmal auf die Bühne drängen und ins Publikum plärren wollen.
Ich weiß, dass das von außen so ein richtiger Sch***-Tipp sein kann, aber: Nimm's gelassen! Das geht vorbei und ordnet sich von selbst - die innere Verwirrung, nicht dein Leben (dafür ist etwas anderes nötig). (Das väterliche Tätscheln auf den Kopf verkneife ich mir jetzt aber mal!!!)

Liebe Grüße,
Adrian

Freitag, 2. März 2007

Perfektes Zuhören

Hallo Frank!
Obwohl dein aktives Zuhören vieles für sich hat, kann es auch ein Machtmittel sein: nicht das aktive Zuhören selbst, sondern es einzufordern.
Das ist so ähnlich wie mit dem Verstehen: jeder meint es zu können, keiner kann sagen, was es ist. Jemandem Unverständnis vorzuwerfen, kann also meist garnicht genau erklärt werden und deshalb stellen sich viele Menschen auch gerne “patzig” (unwirsch, ärgerlich), wenn sie erklären sollen, was man selbst denn nicht verstanden haben.
Zudem ist aktives Zuhören noch keine Erklärung dafür, was geschieht, wenn man aktiv zuhört. Es besagt auch nichts über die Einstellungen, die hinter dem aktiven Zuhören stehen sollten.
Das ist meiner Ansicht nach übrigens die (Selbst-)Ironie. Ironie = das Bewusstsein, dass alles menschliche Denken und Können begrenzt ist, d.h. natürlich, die Haltung, die aus diesem Bewusstsein entspringt.
Liebe Grüße,
Adrian

Hallo Adrian,
[...]
Ich bin überrascht, welches Echo eine einfache Anregung wie “Zuhören” auslöst.
[...]
Liebe Grüsse
Frank

Hallo Frank!
Das Echo liegt wohl daran, dass Zuhören professionalisiert worden ist, d.h. wenn man ein Seminar gemacht hat oder ein Buch gelesen hat, sei man ein perfekter Zuhörer. So einfach funktioniert das natürlich nicht: der Mensch ist in seinen Fähigkeiten begrenzt, in den Fähigkeiten, etwas wahrzunehmen und in den Fähigkeiten, etwas auszuüben.
So sitzen viele Menschen wohl der Illusion auf, es gäbe ein perfektes Zuhören und wundern sich über die unperfekten Folgen. Meine ganz persönliche Vermutung ist, dass das Echo in deinem Blog ein Echo auf diese narzisstische Anmaßung ist.

Liebe Grüße,
Adrian

Dienstag, 27. Februar 2007

Wirklich zuhören

Frank hat in seinem Blog einen Artikel geschrieben, der Wirklich zuhören heißt.
Wirklich zuhören: das verheißt nichts Gutes. Entschuldige bitte Frank, aber tatsächlich habe ich diesen Spruch zu oft gehört und zu viel Negatives dabei erlebt. Und bei dir ist es leider auch so: du gibst Tipps, aber die eigentliche Arbeit, die der Zuhörer leistet, verdeckst du.

3 Einwände
1. Einwand: "Wirklich zuhören" sagt nichts, außer dass man selbst es besser weiß als der andere.
Denn das, was wirklich ist, muss einer entscheiden: und in diesem Fall weiß es einer nicht nur besser - doch das heißt nichts anderes als dass er meint, es besser zu wissen -; und dieser Eine weiß auch noch, dass er entscheiden darf, wer nun besser zuhört.
Das ist aber kein Zuhören mehr, sondern eine Prüfung: wer am besten zuhören kann, kommt auf's Gymnasium. Oder sonstwohin.
Ich muss dich allerdings nicht kennen, Frank, um zu wissen, dass du das alles anders gemeint hast. Dein Internet-Tagebuch spricht für sich und ich mag es nebenher allen Interessierten wärmstens empfehlen.

2. Einwand: Zuhören heißt, in sein eigenes Weltbild zu übersetzen.
Ich kann doch immer nur verstehen, soweit mein geistiger Horizont gerade reicht: ob dieser eng oder weit ist - was ich nicht verstehe, verstehe ich eben nicht. Wie der Mensch kein ultraviolettes Licht sehen kann, die Biene aber schon, so kann Klaus die einen Sachen aus einem Gespräch heraushören und Olaf die anderen Sachen. Beide übersetzen das Gespräch in ihr eigenes Weltbild.

3. Einwand: Man kann immer nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit hören.
Niemand kann alles auf einmal sagen, deshalb kann niemand auch alles auf einmal hören. Ergänzen und nachfragen sind deshalb in einem Gespräch sehr wichtig.

Franks Tipps und Adrians Tipps

Damit das nächste Gespräch genussvoller wird, hier 3 einfache Tipps:

  • Niemals unterbrechen!
  • Konzentrier Dich auf die Person, die zu Dir spricht und schau Sie an!
  • Wenn Du etwas erwiderst, dann sollte es sich auf das zuletzt Gesagte der zuletzt sprechenden Person beziehen!
Soweit also Frank.
Hier kommen meine eigenen Tipps, die Franks Tipps eher ergänzen als ersetzen:
  • Akzeptiere, dass du zwar vielleicht gelernt hast, gut zuzuhören, dass du es aber nicht besser kannst.
  • Akzeptiere, dass du eine fremde Meinung in eine eigene Meinung übersetzt, und deshalb "irgendwie" immer auch dir selbst zuhörst.
  • Akzeptiere, dass du nie alles gehört hast und deshalb den Anderen nur vorsichtig unterbrechen solltest.
Frank geht von einem Verhalten aus - nicht unterbrechen, konzentriert zuhören, sich auf den Anderen beziehen -; ich gehen von Einstellungen aus - nicht mit besser/schlechter bewerten, sich selbst beim Zuhören zuhören, nie etwas vollständig wissen.
Ich denke, beides ergänzt sich, statt sich zu widersprechen.

Adrian