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Dienstag, 27. März 2007

Traumdeutung: Der Turm, selbsterfüllende Prophezeiung

Der Turm im Traum
David wollte von mir ganz präzise wissen, was ein Turm im Traum bedeutet.
Leser meines Blogs wissen, dass ich solche Fragen ungerne beantworte. Der Traum in seinem Zusammenhang ist wichtig, nicht nur das einzelne Element daraus.
Der Traum
Der Turm steht sehr einsam in einem dichten Wald und David, oder sein Traum-Ich wohnt dort. In der Ferne kann man eine Stadt sehen. Diese Stadt blickt David hasserfüllt an.
Der Turm ist unterschiedlich zu bewerten. Er kann für Einsamkeit stehen, für den Wunsch nach Einsamkeit, für Überblick oder den Wunsch nach Überblick. Er kann natürlich auch für den Hass auf Einsamkeit stehen. Er könnte noch eine ganz andere Bedeutung haben. Das ist bei Träumen nicht immer einfach zu entscheiden.
Im Traumdeutungslexikon ist dazu folgender Eintrag zu finden:
"Jeder Turm stellt die Persönlichkeit und die Seele eines Menschen dar.
Da Türme offensichtlich mit dem Männlichen in Verbindung stehen, ist es naheliegend, sie als das Selbst in einem größeren Zusammenhang zu sehen.
Für die richtige Deutung ist von Interesse, wo sich beispielsweise Fenster, Türen und Treppen befinden und welche Eigenschaften sie haben."
Der dichte Wald könnte auf ein Verstecken-wollen oder Verstecken-müssen hindeuten, die Stadt auf den Ort, wo man nach den sozialen Regeln leben muss.

David's Suche
Vor mir hatte David schon mehrere Traumdeuter angerufen. Die meisten deuteten den Turm als sein vereinsamtes Selbst. Eine Traumdeuterin versprach ihm eine stabile Beziehung, die sich aber nur auf sexueller Potenz gründen würde – dazu sagte David, diese Deutung sei die Beste. Er hatte natürlich keine Freundin, fühlte sich aber sexuell sehr mächtig.
Aus meiner Deutung schloss David, dass ich Träume nur nach den üblichen Lexika ablesen würde und das könne er auch selbst.
Ich entgegnete ihm: Du kannst dich nicht anders an soziale Regeln (Stadt) anpassen, als deinen wahren Kern (Turm) gut zu verstecken (Wald). Dadurch fühlst du dich einsam (Entfernung des Turms zur Stadt) und empfindest - natürlich - Hass auf die sozialen Regeln.
Dein Traum ist mit einer Aufgabe verbunden, also ein Entwicklungstraum. Deine Aufgabe ist es, zu überprüfen, wo deine Einsamkeit sinnvoll ist und wo nicht; wo du die sozialen Regeln akzeptieren solltest, um an der sozialen Kreativität teilzuhaben, und wo du die sozialen Regeln beugst, um deine Individualität und persönliche Kreativität zu wahren.
David erwiderte, er wolle nur eine Freundin haben und die anderen Menschen könnten ihm den Buckel runterrutschen. Er bekräftigte noch mal, dass ich ein schlechter Traumdeuter sei, der keine Ahnung habe. Man wisse doch, dass Träume Wunscherfüllungen seien.

Wunscherfüllungen
Mit der letzten Aussage hat David natürlich Recht. Aber Wünsche entstehen auf viele Arten und Weisen und am seltensten sind Traumwünsche bewusste Wünsche. Die andere Traumdeuterin hat in ihrer Deutung natürlich Davids bewussten Wünschen entsprochen, aber nicht den Traum gedeutet. Zwar ist der Turm manchmal auch ein Penis-Symbol, aber ihn mit sexueller Potenz gleichzusetzen, hieße Freud falsch zu verstehen. Außerdem tauchen die Frau und die Beziehung in Davids Traum überhaupt nicht auf, und hier hat wohl die Traumdeuterin einfach etwas hervorgekramt, was viele Männer für wünschenswert halten. Ehrlich und gut ist das nicht.
Meiner Ansicht nach ist Davids Wunsch in diesem Traum ein Wunsch nach Zugehörigkeit, nach Entwicklung, auch nach dem Ausbrechen aus dem einsamen Gefängnis. Das einsame Gefängnis besteht nicht zuletzt aus den Größenphantasien, die David hat. Nährt man diese, sperrt man David noch mehr in seine Einsamkeit ein. Er ist nun mal nicht so groß, wie er sich selbst das – halb bewusst - wünscht.
David wird also weitersuchen müssen. Solange er mit unangenehmen Deutungen nicht umgehen kann, wird er aber zu keiner Klärung kommen. Das Tragische daran ist, dass David deutlich gezeigt hat, dass meine Deutung in die richtige Richtung geht: indem er meine Deutung als primitiv und unwissenschaftlich bewertet hat (was er nicht beurteilen konnte), hat er meine Deutung bestätigt.

Adrian

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